Blumates of the WiPsych-Universe – you are so blooming crazy, the Blumengang says thanks, thanks, thanks for your flow! Das House of Orchideen hat noch immer kaum Mango Maracuja Saft im Haus. Unser Dealer war bereits mit einer Ladung Saft zu uns unterwegs, war aber am Mittwoch noch in eine Achterbahn gestiegen und eine Weile auf dieser vergnügt. Bei der anschließenden Weiterfahrt zum House of Orchideen geriet er in eine Polizeikontrolle und alles dauert seither krass lange an! Die Polizei denkt aus so Gründen, dass der Saft gegen das Betäubungsmittelgesetz verstoße – voll unkorrekt! Wahrscheinlich wollen Polizei den Saft einfach selber trinken und endlich auch so tolle Berichte schreiben – das geht auch, aber natürlich nur im House of Orchideen! Wir supporten natürlich unseren Dealer so gut wir können und möchten bald wieder mit ihm feiern!
Einige Blumates haben zwischenzeitlich etwas Mango Maracuja Saft aus Bioladen gekauft und ins House of Orchideen gebracht – vielen Dank. So einfach funktioniert es aber leider nicht. Die Blumengang hatte dann am Freitag aber großartige Idee – wir machen einfach Oldschool-Unplugged-Veranstaltung im House of Orchideen!!! So mit Kerzen, Akustikgitarre und solarbetriebener Musicbox. Die Videos wurden synchron auf den mobilen Endgeräten gestartet und mit Powerpacks extended. Viele von euch waren, trotz fehlenden Safts, in das House of Orchideen gekommen und alles war gerade noch alles rechtzeitig vor dem nächsten großen Auftritt von Doctor S. bereit, nämlich Session Nine – Intertemporale Entscheidungen!
Es war fast so, als hätte Doctor S. direkt zu uns Blumates im House of Orchideen gesprochen, denn er begann mit dem grundlegenden Gedanken, dass wir regelmäßig heute Entscheidungen treffen, die Konsequenzen für das Morgen, also für zukünftige Veranstaltungen haben. Der Doctor traf somit genau den Spirit der Blumates, als er erklärte, dass zukünftige Erträge und Kosten den gegenwärtigen gegenüberzustellen und abgewogen werden würden. Aus dem Off fragte eine der Blumates zustimmend: „Sollen wir heute Nacht alle zusammen in einem x-beliebigen Nachtclub feiern oder lieber die neunte Vorlesung bearbeiten? Oder machen wir einfach beides zusammen im House of Orchideen!?“ Die Blumates chanteten daraufhin recht untypisch früh zur Begrüßung des Doctor S. „Blumaaaaateeees, let’s bloom it up!“
Nachdem die Chants der jubelnden Blumate nach einigen Minuten allmählich verstummten und sich die Aufmerksamkeit wieder auf den Doctor richtete, legte er auch schon die Nutzenfunktion mit exponentieller Diskontierung auf. Man konnte es aus einigen Gesichtern gut ablesen: Puh…was für eine Ansage! Einige der Gäste versuchten ihren Blick unauffällig in Richtung Bar schweifen zu lassen, doch es blieb dabei – die Formel musste ohne Mango Maracuja verstanden werden und hier lieferte der Doctor Takt für Takt wieder ab:
- „Der Diskontfaktor 𝛿 ∈ (0,1] gibt die Zeitpräferenz an!“,
- „𝛿 = 1 : Individuum bewertet zukünftigen genauso wie den gegenwärtigen Nutzen!“
- und schließlich „𝛿 < 1 : zukünftiger Nutzen wird geringer bewertet!“
Der Doctor legte eine kurze Kunstpause ein und man spürte im gesamten Club – das war der Moment, in dem alles sprießte – das Aha, das Klick, das Wow! Und einige trauten sich sogar zu rufen: „Scheiße, blüht das geil!“
Zur Verdeutlichung: Wenn uns die Feier – im Haus of Orchideen – heute genauso wichtig wäre, wie am nächsten Samstag, dann hätten wir einen Diskontfaktor von 1. Wenn uns jedoch die Feier heute etwas wichtiger ist, als am nächsten Samstag, dann wäre der Diskontfaktor geringer. Jede Periode wäre ein weiterer Samstag – in den kommenden Wochen – und der Diskontfaktor würde dann einfach pro Periode erneut draufgepackt! Daher muss ich es jetzt auch mal schreiben: „Alles blüht – scheiße, jaa!“
Zur Auflockerung erzählte Doctor S. lustige Geschichte über Lillies Hausaufgaben, da Lillie auch gerne im House of Orchideen feiert und überlegt, ob sie die Hausaufgaben lieber am Freitag, Samstag, Sonntag oder ganz krass am Montag machen soll. Zum Glück hat Lillie immer Nutzentabelle am Start und weiß, dass das Hausaufgabenmachen sie fünf Nutzenpunkte kostet! Lillie ist in der Story zunächst voll die coole exponentielle Diskontiererin, so mit konstanter Diskontrate 𝛿 von 1. So kann sich Lillie frei aussuchen, wann sie ihre fünf Nutzenpunkte ausgibt und eine entsprechend schönere oder weniger schönere Zeit im House of Orchideen verbringen möchte. Der beste Tag für die Hausaufgaben wäre wohl Samstag! Als Lillie gerade ihre Prada-Tasche für den Club packen wollte, fiel ihr ein, dass ihre Diskontrate 𝛿 nun doch 0,7 wäre und anhand der Formel von Doctor S. kam sogar heraus, dass der beste Tag für die Hausaufgaben Montag wäre. Merkwürdig…dabei war Montag doch der Abgabetag? Anscheinend haben die Autoren ihr eigenes Abgabeverhalten einfliessen lassen!? Sie entschied sich daher dann wohl – trotz der, an sich, stimmig aussehnden Formel – den Kram, entgegen der Gegenwartspräferenz, am Freitag zu erledigen, der Club hatte ohnehin erst später geöffnet! Der Doctor S. hatte einen weiteren Punkt gemacht und die Blumates riefen begeistert: „Lillie, Lillie, wo blühst du heut?“ und inmitten der Blumates war tatsächlich Lillie am Start und rief etwas überrascht aber freudig: „Ach du meine Blüte!“
Nun folgten die nächsten Slides, denn die Nacht war noch jung und das Thema Diskontierung noch lange nicht erschöpft! Der Doctor bediente sich einer Studie von Thaler und legte ordentlich Gwop auf den table! Die Blumates wurden in drei Gruppen aufgeteilt, einige konnten bei Doctor S. 15 Dollar eincashen, andere 250 Dollar und die wirklich blütenharten sogar 3.000 Dollar. Nun machte der Doctor jedoch gleichzeitig auch Angebote, die Auszahlung jeweils auf Events zu verschieben, die in drei Monaten, einem Jahr oder drei Jahren stattfinden würden. Der Doctor beobachtete die Entscheidungen der Blumates genau, berechnete die Diskontfaktoren und fasste treffend zusammen:
- „je weiter diese Auszahlung in der Zukunft liegt, umso größer wird der Diskontfaktor: Die Ungeduld der Blumates nimmt also ab!“
- „die Diskontfaktoren unterscheiden sich. Bei kleineren Beträgen ist die Ungeduld der Blumates größer als bei größeren“
- Blumates verlangen viel für einen kurzen und wenig für einen langen Aufschub.➔ „Present bias“
Der Doctor zeigte zur Auflösung des Experiments das Titelbild aus „The New Yorker“ aus 1976 und erklärte: „Wir blicken durch ein kaputtes Teleskop. Was in der Zukunft passiert, wird kleinskaliert!“ Das war das Stichwort, die Blumates packten ihre mitgebrachten kaputten Bloomscopes hervor und hielten es jubelnd in die Höhe! Da musste Doctor S. selbst den Blumates mit einem „Darauf eine hyperbolische Diskontierung!“ applaudieren! Mit der hyperbolischen Diskontierung ist wohl diese abnehmende Diskontrate für zukünftige Belohnungen gemeint. Die Blumates hatten ja bereits ihr kaputtes Bloomscope mitgebracht und beim Durchschauen waren die gut gefüllten Manga Maracuja Gläser der kommenden Samstage gut zu erkennen, doch der Abstand zu den später liegenden Veranstaltungen war immer kürzer, manch eine Blumate konnte sogar schon den Mango Maracuja Saft ihrer eigenen Abschlussfeier in Augenschein nehmen.
Zur Auflockerung zeigte Doctor S. wieder den „Update Available – Macrium Reflect 7.3.6391 is now available“-Button und fragte die Blumates: „Soll ich da mal draufdrücken? Was meint ihr?“ Aber die Blumates waren jetzt so heiß und verlangten mehr zur quasi-hyperbolischen Diskontierung und endlich packte der Doctor. S. den vollen Bloom-Buster in Form des Beta-Delta-Modells nach Laibson hervor! Einer ungebüte griechischen Buchstabenvergesserin wie mich, bereitet das Beta-Delta-Modell zwar ebenfalls Kopfschmerzen, aber die Mehrheit der Blumates haben das Beta freudig in den Arm genommen, ein lässiges „Wie sprießt’s“ gefragt und waren schon dabei, mit dem Beta erste Berechnungen der hyperbolischen Diskontierung vorzunehmen.
Doch Doctor S. hatte eine weitere Überraschung am Start und rief: „Lillie, du bist die Blüte – auf die Bühne!“ und obwohl sie immernoch damit beschäftigt war, Autogramme zu geben, rief sie ihm zu: „Rechnen? Für euch? Klar, dann lass ich mal kurz die Knospen fliegen!“ Und wie von der Saat getrieben wandte Lillie das Beta-Delta-Modell direkt an, denn ihr war klar gewesen, dass ihre Beta natürlich 0,9 betragen würde. Ihre Diskontierung würde also auf zukünftige Perioden mit 0,9 abgewertet werden. Lillie fand es nun interessant, dass sie an einem Freitag einen anderen optimalen Tag für ihre Hausaufgaben berechnen würde, als wenn sie den optimalen Tag am Samstag berechnet hätte! Im Ergebnis war es jedoch immer noch der Montag!
Lillie fragte etwas irritiert den Doktor: „Ja irgendwie fühle ich mich gerade in eine Ecke gedrängt… so zwischen Procastination und Preproperation. Woran liegt denn das?“ Worauf der Doktor erklärte: „Das Ganze – wie schon von Smith ein bisschen blumiger dargestellt – illustriert die Differenz zwischen dem planendem & handelndem Ich. Das Selbstkontrollproblem besteht darin, dass das handelnde Ich mit der starken Gegenwartspräferenz – im Gegensatz zum planenden Ich – die Nutzenposition der zukünftigen Ichs zu wenig berücksichtigt!“ Lillie überlegte kurz und stimmte zu: „Ja das verstehe ich schon! Mein planendes Ich entsendet jetzt erstmal mein handelndes Ich auf die Suche nach Mango Maracuja, damit mein zukünftiges Ich hier noch eine Weile durchhält! Cheerz!“ Und die Blumates gröllten vor Begeisterung: „Bloom it up für Lillie!“
Die Nacht war bereits weit vorangeschritten, aber von Erschöpfung war bei den Blumates nichts zu erkennen. Doctor S. spielte nun ein langsames Stück aus dem Genre Selbstkontrollprobleme ein. Dem Refrain nach wären die Blumates in sophisticated oder naïve Agenten zu kategorisieren, wobei die sophisticated um ihr Selbstkontrollproblem wissen. Das Lied erzählte schließlich aus den Sagen des Odyseus, wonach Seefahrer vom Gesang der Sirenen auf eine Insel gelockt worden wären und dort zu Tode kamen. Einige Blumates versuchten während des Liedes den Sirenengesag zu imitieren, die Anwesenden überlebten jedoch den Sirenengesang, dankenswerterweise. Dieser Odyseus jedenfalls, muss ja voll der Blütenboss gewesen sein, dass er zwar voll den Respekt vor den Sirenen hatte, aber doch voll die Challenge annahm und den Gesang selbst anhören wollte! Seine Crew hatte ihn dann an den Mast festgebunden und sich selbst mit Noice-Cancelling-Kopfhörern vor dem Sirenengesang geschützt. Nur leider hatte Blütenboss Odyseus vergessen, seiner Crew zu sagen, wie lange er sich den Sirenengesang anhören wollte und hängt womöglich heute noch am Mast! Daher hatte Blütenboss Odyseus eine sehr durchdachte commitment strategy gewählt, auch wenn seine story womöglich nicht ganz finished war!
Die Blumates applaudierten relaxt der seichten Darbietung des Doctor S. Nun wurde es wieder Zeit für etwas Aktivität im House of Orchideen und Doctor S. outete sich erneut als Fitnessfan und legte die Studie „Paying not to go to gym” auf. Einige Blumates fühlten sich in ihrem Gucci-Anzug etwas zu overdressed für Sportübungen, dabei ging es um den present bias – also die „Neigung, kurzfristigen Versuchungen bzw. sofortigen Belohnungen nachzugeben, obwohl wir wissen, dass es langfristig nicht optimal ist“. Einige Blumates haben es vielleicht selbst schon einmal erlebt, wenn du Deal mit Gym gemacht hast, für Minimum ein Jahr und dann bist du nach einiger Zeit ständig auf Straßenrennen und denkst, das Gym zieht den Betrag einfach ein paar Monate später erst ein! Aber wenn du dann in dein Revolut schaust, da rippt das Gym dich einfach ab, obwohl doch jede weiß, dass du auf Straßenrennen warst! Genau darum hatte Doctor S. die Studie mit dem Modell der Vertragswahl mitgebracht.
Im Prinzip wurde in der Studie geschaut, welche Blumates Einzelkarte für Gym gekauft und welche Abo gemacht haben. Danach wurde gecheckt, wie oft die Blumates mit Abo tatsächlich zu Gym gefahren ist und ob es guter Deal gewesen war! Da hatte Doctor S. weitere tolle Formel mit Beta mitgebracht, sowie ein Maß für die Schwere der Zeitkonsistenz!
Es wurde dann auch von der „Partially naive time-inconsistent“-Agent gesprochen, also einer Blumate, die zwar ihr Selbstkontrollproblem kennt, es aber voll krass unterschätzt! Die Formel zur Berechnung der Vertragsentscheidung ist so voll im Doctorstyle, da bin ich selbst nicht Blumate genug es wiederzugeben, da steht der Doctor bestimmt bald noch einmal für Fragen zur Verfügung!? Zum Glück hatte Doctor S. aber noch einfacherere Formel dabei, um zu prüfen, ob Vertrag besseres Deal ist, als Pay-per-visit. Im Ergebnis stellte Doctor S. fest, dass einige Blumates, die sich zeitkonsistent verhalten, richtig Geld bei der falschen Vertragswahl verbrennen oder konkret: „Es kann pures Geld kosten, wenn man sich zeitinkonsistent verhält“
Die Blumates hatten noch immer nicht genug und Doctor S. gab weitere Zugaben, bspw. für Blumates, die selbst ein Gym-Business eröffnen möchten. Hier riet der Doctor, für „investment goods, also Dingen, bei denen wir heute leiden müssen, um uns morgen zu freuen“ geringere Vertragspreise und höhere Einzelpreise anzusetzen, während für „addictive leasuregoods, also Dingen, bei denen man sich gerne einbremsen würde, aber der heutigen Versuchung nicht widerstehen kann“ eher höhere Vertragskosten und niedrigere Einzelkosten korrekt wären!
Als allerletzte Zugabe im House of Orchideen – bei langsam ausflackerndem Kerzenlicht – beendete Doctor S. seinen Auftritt im Feature mit Brother Asymmetrischer Naivität. Das ist wenn du den Splitter in den Augen deines Bruders siehst, aber nicht den Balken im eigenen Auge! Die Blumates fielen reihenweise in Ohnmacht aufgrund des Erkenntnisüberschusses, was für ein Bloom-Feuerwerk!
Es war eine lange und außergewöhnliche Nacht im House der Orchideen und das alles ohne Mango-Maracuja Saft. Zum Redaktionsschluss wissen wir noch nicht, ob Lillie unseren Dealer aus dem Knast befreien konnte oder inzwischen selbst einsitzt, wir hoffen aber, das alles gut wird und wir weitere großartige Veranstaltungen mit ihr haben werden, im House der Orchideen!
Blumates, Lillie, Doctor S. – ihr seid großartig, vielen Dank! Voll der Flow!
P.S. Der Zeiger steht jetzt auf Vorlesung 10!

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