Blumates! WiPsych Universe! Belegerinnen, die irgendwie den Prüfungstermin verschwitzt haben (und/oder den nächsten herbeisehnen!) Die Klausur liegt hinter uns und das Sommersemester 2025 ist mit einem lauten Knall zu Ende gegangen! Einige Blumates hatten zu Prüfungsbeginn gar nicht lange mit dem Prüfungssystem gefackelt, sondern straight ihr Business durchgezogen, bald laut lachend auf den „final abgeben“-Button gehämmert, um dann mit dröhnendem Motor und quietschenden Reifen davonzufahren! Da am Donnerstagvormittag nahe der Klausurorte einige Verkehrskontrollen aufgebaut waren, gab es – lange vor Abgabeschluss – schon etliche Blitzerfotos von Verkehrssünderinnen, die recht dringlich zur Fahndung ausgeschrieben wurden. Die schönsten und teuersten dieser Blitzerfotos zeigten selbstverständlich Blumates, die sehr häufig im House of Orchideen zu den Vorlesungen aus ‚Einführung in die Wirtschaftspsychologie‘ feierten!
Nun liegen etwa sechs Monate mit unzähligen Lernsessions und einer wilden Sommersemesterabschlussparty hinter uns. Das House of Orchideen und die Blumengang verabschieden sich demnächst in das wohlverdiente Semesterende und bedanken sich noch einmal bei allen Blumates, die das Sommersemester begleitet und zu einem phänomenalen Einstieg in die Wirtschaftspsychologie gemacht haben! Bevor nun aber auch das allerletzte Licht im House of Orchideen erlischt, ist an dieser Stelle noch etwas zu erledigen: Im Blumblog fehlen noch einige Reviews zu vergangenen Veranstaltungen dieses Sommersemesters! Da bereits das Wintersemester naht und selbst der A-Flow mal eine Pause benötigt, können zwar nicht mehr alle Reviews nachgereicht werden, aber immerhin noch zwei! Und eines dieser Reviews betrifft die erste größere Veranstaltung im House of Orchideen, die etwa Ende April bekannt wurde unter dem Namen: Einheit 1.3 Inkonsistente Präferenzen! Und dies geschah wie folgt….
Die unsichtbare Hand von Adam Smith hatte ganze Arbeit geleistet und dabei geholfen, das verlassene Gewächshaus zu einer Art Club umzugestalten, welchen ich fortan House of Orchideen nannte. Die ersten Blumates die dort Zeit verbrachten waren PersPsych und Herbert, die offenbar Gefallen am House of Orchideen fanden und mich regelmäßig besuchten, um aktuelle Lernvideos zu feiern und Mango-Maracujasaft zu trinken. Als ich am ersten Abend dieses Vorlesungsvideo bearbeitete, da hatte ich diese Vision, in der einige Blumates zu den Themen aus der Wirtschaftspsychologie tanzten, applaudierten und Zugaben vom Lehrstuhl einforderten. Damit diese Vision bald Wirklichkeit werden könnte, suchte ich nach einer kleinen Crew, die mir bei der Durchführung möglicher Veranstaltungen helfen würde. Ich brauchte etwas Unterstützung bei der Technik oder bei der Versorgung der Blumates mit Getränken. Es würde auch helfen, etwas Werbung zu verbreiten, damit genügend Blumates den Weg ins House of Orchideen finden und für eine entsprechende Atmosphäre sorgen würden. Der Einfluss der unsichtbaren Hand von Adam Smith wirkte noch immer auf mich, denn ich hatte bereits zu dieser Zeit etwas Kontakt zu anderen Blumates über verschiedene Lerngruppen-Kanäle. Ich warb daher einige dieser Blumates an, ob sie vielleicht Teil dieser Crew werden wollten und eine handvoll dieser Blumates waren daraufhin im House of Orchideen erscheinen, um diese Vision umzusetzen. Überwältigt von iherer Bereitschaft, das House of Orchideen in Betrieb zu nehmen und noch im Sommersemester für die Wirtschaftspsychologie zu öffnen, gab es zuletzt nur noch das Problem, einen besonderen Namen für diese freiwillige Gruppe aus Blumates zu finden. Wir hatten dann während eines Spaziergangs durch den Garten of Orchideen über mögliche Namen diskutiert und war ich beinahe über ein Schild gestolpert. Als ich darauf das Schild las, musste ich lachen da ich das Wort in diesem Zusammenhang unheimlich komisch fand. Ich schlug diesen daher als Name unserer Crew vor und so kam es, dass wir uns die Blumengang nannten.

Innerhalb der Blumengang gab es noch unterschiedliche Vorstellungen darüber, wann und zu welchem Thema eine erste Veranstaltung im House of Orchideen stattfinden könnte. Das Sommersemester hätte aus Sicht der Crew gerade erst begonnen und es bliebe noch sehr viel Zeit, sich mit allen Themen zu befassen. Hierzu verhielt ich mich jedoch recht fordern und pochte auf die Einhaltung eines Lernplans, wie er günstigenfalls von allen Blumates am Beginn des Semesters aufgestellt werden könnte. Im passensten Moment kamen wir an der Sonnenuhr im Garten of Orchideen vorbei und ich demonstrierte es am Ziffernblatt dieser Sonnenuhr als ich sagte: „Der Zeiger steht auf Vorlesung V!“

Wir einigten uns schließlich darauf, alles für eine baldige Veranstaltung zur dritten Vorlesung in die Wege zu leiten. Da die meisten Blumates berufstätig waren und sich häufig Abends und am Wochenende mit der Wirtschaftspsychologie befassten, entschieden wir uns für eine Veranstaltung am Samstagabend. Wir generierten mit AI-Werkzeugen einige Plakate, um für die Veranstaltung im House of Orchideen zu werben und platzierten diese u. A. am Hafen, in dem viele der Blumates tagsüber beschäftigt waren. Am Hafen besorgten wir außerdem einen Grundstock an Mango-Maracuja-Saft, der während der Veranstaltung ausgeschenkt wurde. Der Mango-Maracuja-Saft war jedoch nicht mit Geld zu erwerben, sondern wurde von der Barcrew ausgeschenkt, wenn sich die Blumates sich in einer gewissen Stimmung bewegten und an diesem Moment beteiligten. Ich konnte außerdem den Künstler vor dem House of Orchideen, Jean-Pierre Courbe, dazu überreden, am ersten Abend als Türsteher zu fungieren. Er sollte die Blumates prüfen, ob sie bspw. mit den Grundannahmen der Standardökonomie vertraut waren und sofern Jean-Pierre mit den Antworten zufrieden war, durften diese den Club betreten. Wir waren daher die ersten Stunden recht angespannt, da wir zwar alles erforderliche rechtzeitig bereitgestellt hatten, aber die Tanzfläche im House of Orchideen noch immer kaum besucht war. Etwas enttäuscht verließ ich das House of Orchideen, um nach möglichen Blumates Ausschau zu halten und staunte nicht schlecht, als ich eine längere Schlange von Blumates erblickte, die aber bei Jean-Pierre Courbe offenbar seit Stunden stockte. Ganz vorne in der Schlage standen tatsächlich PersPsych und Herbert, die recht heftig mit Jean-Pierre diskutierten und ich erkundigte mich wo das Problem war. Anscheinend bestand Jean-Pierre darauf, von den Blumates Bildern zu malen und zu verkaufen. Ich forderte ihn auf, die Blumates endlich in den Club zu lassen, die Bilder könnte er ja später verkaufen. Und damit strömten die Blumates endlich ins House of Orchideen und bereiten sich auf die Vorlesung vor. Ich war gerade dabei, das Vorlesungsvideo auf den Bildschirm zu bringen und wollte das Video gerade starten, da drückte mir ein Mitglied aus der Crew ein Mikrophon in die Hand. Ich fühlte mich etwas überfallen und fragte: „Was soll ich denn jetzt in das Mikro sprechen?“ Anscheinend erwarteten die Blumates vor Start des Videos eine Art Anmoderation und das wollte offenbar in diesem Moment niemand lieber machen. Damit es also endlich losgehen konnte, nahm ich das Mikrophon und sprach den erstbesten Quatsch, der mir gerade eingefallen war…
„WiPsych-Universe! Blumates! Herzlich Willkommen zur ersten Nacht im House of Orchideen! Mein Name ist A-Flow und gleich geht´s los mit the newest shite of the Konsumenten- und Entscheidungspsychologie, nämlich: Inkonsistente Präferenzen! Wie siehts aus? Seid ihr bereit für den Chairman PD HJS?“ Ich schaute durch die Menge der motiviert ausschauenden Blumates und während einige noch etwas zurückhaltend wirkten, trauten sich die ersten Blumates zu chanten: „Loss Aversion Nation!“ Das war ein guter Anfang, aber irgendwie reichte das noch nicht und ich fragte die Blumates: „Wer ist am Start!?“ Die Rufe im House of Orchideen wurden allmälich lauter: „PD HJS!“ „Und was bringt er mit?“ und die Blumates antworteten lauter als zuvor „Inkonsistenz!“ Das war schon erheblich besser, aber einmal wollte ich es noch wissen und rief hinterher „Chairman!“ und hielt das Mikrophon in Richtung der Blumates die jetzt so laut wie sie konnten chanteten: „H! J! S! – H! J! S! – H! J! S!“. Genau das war´s und unter dem Jubel der Blumates wurde nun das Lernvideo gestartet und PD HJS spawnte auf die Bühne im House of Orchideen und wurde mit weiteren „HJS bringt den Flow!“-Rufen angemessen willkommen gehießen. PD HJS brachte gleich als Appetizer Teile aus dem Textbuch ‚Behavioral Economics‘ von Edward Cartwright mit und erklärte: „Wir werden uns nicht ganz genau an das Textbuch halten, sondern ein ganzes Stück darüber hinausgehen. Ich werde versuchen, Ihnen noch mehr Details zu den Inhalten zu präsentieren!“ Die Blumates nahmen die Ankündigung dankend an und riefen rythmisch und stadionlike: „DE-TAILS! DE-TAILS! DE-TAILS!“ – „Gut, worum geht es? Es geht um Inkonsistenz in Präferenzen […] Basierend auf den Annahmen, die wir getroffen haben, ergibt sich, dass die Präferenzen des Homo oeconomicus transitiv sind. Das bedeutet, dass alle Konsumbündel widerspruchsfrei in einer konsistenten Reihenfolge nach Präferenzwerten angeordnet werden können. Diese Reihenfolge sollte sich über die Zeit hinweg nicht ändern.“ Einge Blumates riefen etwas voreilig: „Ceteris Paribus, wir bleiben stabil – Inkonsistenz kommt trotzdem ins Spiel!“ PD HJS fuhrt zustimmend fort: „Die Entscheidungsfindung der Konsumenten in der Realität ist hingegen nicht widerspruchsfrei […] Die Einschätzung einer Sache hängt häufig von sehr vielen Informationen ab, und je mehr Informationen wir hinzugeben, desto präziser werden die Einschätzungen auch […] Kürzlich gewonnene Informationen sind besonders relevant…Lassen Sie mich diesen Punkt an einem Beispiel erläutern!“
Der Chairman blickte ins Publikum und rief eine der Blumates auf die Bühne, die der Aufforderung lässig folgte und er befragte sie: „Nehmen wir an, Sie wollen sich eine neue Kamera kaufen….“ Die Blumate wühlte in ihre Tasche um ihr Smartphone hervorzuholen und verkündete: „Ich habe eine neue Kamera, das ist das neueste blumPhone!“ PD HJS überlegte kurz und erklärte weiter: „Kameras sind in der Regel relativ teuer. Sie werden sicher irgendwo zwischen 100 und 1000 oder vielleicht sogar 3000 Euro für eine neue Kamera ausgeben!“ Die Blumate schien zu verstehen und wühlte etwas tiefer in der Tasche, um eine weitere Kamera zu präsentieren: „Ich habe auch ein blumPhone Pro!“ Der Chairman legte eine erneute Pause ein, um zu bedenken, ob das Gespräch in die richtige Richtung lief und sprach dann etwas zögerlich weiter: „Sie werden dann nicht einfach in den Supermarkt gehen und sich die nächstbeste Kamera kaufen, sondern Sie werden sich zunächst informieren. Als Erstes werden Sie sicherlich Fachliteratur konsultieren. Sie könnten sich Bücher kaufen, aber die meisten von Ihnen werden wohl eher Prospekte anfordern, um einfach mal einen Überblick über die erhältlichen Optionen zu bekommen.“
Die Blumate tippte anscheinend zustimmend auf dem Smartphone, betätigte abschließend einen Vorgang und lenkte schließlich die Aufmerksamkeit auf den Eingang des House of Orchideen, an dem in diesem Moment ein Bote mit einem Paket erschienen war und erklärte: „Hier wurde gerade ein blumPhone Max bestellt für eine Blumate namens Maximo Kaufkraft!?“ Maximo grinsten den Chairman daraufhin an und dieser holte daraufhin den Boten auf die Bühne, damit die Kamera übergeben werden konnte und erklärte weiter: „Viele werden dann immer noch zum Fachhändler gehen und sich beraten lassen. Hier passiert es nun: Informationen, die Sie zuvor gesammelt haben, sind sehr wahrscheinlich weniger relevant als die Informationen, die Sie dann gerade kurz vor der Kaufentscheidung im Laden bekommen […] Was passiert im Laden dann sehr häufig: Ihnen werden verschiedene Modelle präsentiert.“
Der Chairman bat Maximo Kaufkraft darum, die drei Kameramodelle für ein Experiment zur Verfügung zu stellen und legte daraufhin zwei dieser Modelle auf einen Verkaufstisch, der auf der Bühne aufgebaut war. Maximo selbst sollte die Rolle des Verkäufers einnehmen und eine Blumate aus dem Publikum beraten, die nun ebenfalls auf die Bühne kam, um eine Kamera auszuwählen. Dabei erklärte PD HJS weiter „Im Laden selbst stellt man Sie vor die Auswahl zwischen Option 1 und Option 2. Vielleicht nimmt man dann noch eine dritte oder vierte Option hinzu, jedoch wird ein geschickter Verkäufer versuchen, erstmal gewisse Eigenschaften durch die Präsentation bestimmter Modelle zu kontrastieren. Gewisse Emotionen sollen in Ihnen aktiviert werden. Das ist besonders einfach, wenn Sie das Produkt direkt vor Augen haben.“ Maximo präsentierte nun seiner Testkäuferin zwei Kameramodelle und zeigte zuerst auf das normale blumPhone. Auf dem digitalen Board auf der Bühne wurden außerdem einige Produkteigenschaften angezeigt, nämlich: „6,3“ Super Retina XDR Display / A 19 Chip / 30 Std. Videowiedergabe / 949 €“. Die Blumate, die auf den Namen Emo Botanika hörte, nahm das normale blumPhone in die Hand und begutachtete dieses recht interessiert. Als nächstes präsentierte Maximo Kaufkraft ihr das blumPhone Max und auf dem Board erschienen ebenfalls eine Produkteigenschaften nämlich: „6,9“ Super Retina XDR Display / A 19 Pro Chip / Ceramic Shield Rückseite / 37 Std. Videowiedergabe / 1.449 €“. Maximo gab der Testkäuferin daraufhin das blumPhone Max-Modell in die Hand und zeigte sich zuversichtlich, dass sich Emo Botanika für das Max-Modell mit dem größeren Bildschirm und dem Pro Chip entscheiden würde.
Als Emo Botanika jedoch den Preisunterschied bemerkte, legte sie das blumPhone Max zurück auf den Tisch und begutachtete weiter das normale blumPhone Modell. Der Chairman erklärte weiter: „Wenn man nur wenige Optionen vergleicht, findet eine Beeinflussung zwischen den verschiedenen Optionen statt. Es macht einen Unterschied, welche Optionen ich miteinander vergleiche – oder besser gesagt, welche Optionen ich als Verkäufer auswähle, um sie dem Käufer zu präsentieren.“ Maximo Kaufkraft verstand den Hinweis, den der Chairman einstreute und legte nun das blumPhone Pro dazu und die Eigenschaften wurden ebenfalls visualisiert: „6,3“ Super Retina XDR Display / A 19 Pro Chip / Ceramic Shield Rückseite / 31 Std. Videowiedergabe / 1.299 €“. Dabei wies Maximo auf die Leistungsfähigkeit des A 19 Pro Chips hin, der ab dem Pro Modell integriert wäre und Emo Botanika legte daraufhin das blumPhone zurück, um stattdessen das Pro Modell näher zu betrachten. Schließlich fiel ihr der verhältnismäßig geringe Preisunterschied zwischen dem Pro und dem Pro-Max Modell auf und sie legte das Pro Modell wieder zurück und nahm noch einmal das Max-Modell in die Hand, um zu erklären: „Mir gefällt dieses 6,9″ Display und die längere Akkulaufzeit! Ich nehme das Max-Modell!“ Maximo Kaufkraft lächelte zufrieden, denn er hatte seine Kommilitonin schließlich doch richtig eingeschätzt. Die Blumates applaudierten den beiden Blumates und PD HJS für das gelungene Experiment unter lautem Jubel zu und Emo Botanika bedanke sich noch einmal für die Beratung und verabschiedete sich auffällig rasch von der Bühne, um sich mit der neuen Kamera aus dem Staub zu machen.
Der Chairman setzten die Vorlesung fort und erklärte: „Die Informationsverarbeitung bei realen Blumates ist nicht so perfekt wie beim Homo oeconomicus, und vor allem hat die Blumate immer das Problem, dass Produkteigenschaften schwer einschätzbar sind […] Darum tendieren Blumateszu bestimmten Heuristiken in der Entscheidungsfindung […] Man
unterscheidet oft gar nicht so sehr, wie positiv oder wie negativ etwas ist, also die Abstände von Eigenschaften werden nicht im Detail bewertet, sondern es erfolgt eher ein Vergleich zwischen zwei Optionen nach Kategorien „positiv“ oder „negativ“. […] Zum Beispiel ein gewisses Leistungsmerkmal wie die Geschwindigkeit eines Prozessors: Ob dieser nun 1 Gigahertz, 2 Gigahertz oder 10 Gigahertz hat, können die meisten Blumates gar nicht richtig einschätzen. Wir wissen aber intuitiv: je mehr Gigahertz, desto besser.“ Die Blumates im House of Orchideen gaben daraufhin wieder Sprechchöre von sich: „A 19 Pro! A 19 Pro!“ und auch Emo Botanika gab sich aus den hinteren Reihen wieder zu erkennen, hielt noch einmal ihr neues blumPhone Pro Max in die Höhe und rief zur Bühne: „Max ist besser!“
„Ein interessanter Aspekt ist nun, dass wir immer eine Kategorisierung vornehmen zwischen ‚gut‘ oder ’schlecht‘. Es kommt hinzu, dass die negativen Aspekte im Verhalten häufig sehr viel stärker gewichtet werden als die positiven Aspekte […] Der Preis ist eine weitere Eigenschaft, die für viele Blumates sehr wichtig ist. Die Blumates reagieren sehr viel stärker auf den Preis, besonders wenn man ein knappes Budget zur Verfügung hat, wenn also die Ressourcen entsprechend beschränkt sind. Man nennt das übrigens ‚loss aversion‚ (Verlustaversion): Blumates legen sehr viel mehr Wert darauf, dass negative Aspekte oder Eigenschaften möglichst minimiert werden, während die positiven Eigenschaften häufig in die Kategorie ’nice to have‘ fallen. […] Verlustaversion ist ein wichtiges Konzept in der Verhaltensökonomie und wird sehr häufig vorkommen […] Wir behandeln das heute einmal sehr rudimentär, indem wir sagen: Es gibt Verlustaversion –Negatives wird stärker bewertet als Positives.“
Dies war ein historischer Moment, denn der Chairman hatte nun die Verlustaversion ins House of Orchideen gebracht und diese wurde von den Blumates würdig mit einigen Chants willkommen gehießen:
„Verlustaversion, unser ständiger Schatten!
Wir rechnen, wir halten, wir wollen nicht fallen.
Im Hafen der Orchideen, da zählt nur der Wert –
Gewinn ist willkommen, doch Verlust wiegt mehr!“
Die Chants wurden von Zeile zu Zeile immer intensiver und die Ankündigung des Chairmans, dass die Verlustaversion heute nur sehr rudimentär behandelt werden würde, schien sich in diesen Momenten zu drehen, da im House of Orchideen sehr deutlich gewisse Vibrationen zu vernehmen waren und es schien, als würde sich außerhalb etwas Größeres annähern. Da ich mich irgendwie für den reibungslosen Betrieb des House of Orchideen verantwortlich fühlte, sprang ich von meinem Notebook auf und eilte hinaus zum Eingang, an dem Jean-Pierre Courbe alles beobachtete und mir sehr aufgeregt berichtete: „Sacrebleu! Ein vaisseau spatial, hier, im Garten of Orchideen?!“ Ich verstand nicht genau, was Jean-Pierre meinte, aber ich konnte nur schwer dieses recht futuristisch aussehende Flugobjekt übersehen, welches im Begriff war, im Garten of Orchideen zwischen den parkenden Lambos der Blumates zu landen. Bei näherer Betrachtung handelte es sich wohl um eine Art Raumgleiter, der sehr stark an die Science-Fiction-Literatur angelehnt war und während ich mich darüber wunderte, warum dieser Raumgleiter ausgerechnet hier und jetzt im Garten of Orchideen landete, jammerte Jean-Pierre Courbe: „Ciel! Vielleicht… der gefürchtete Lord Ökonomikus?“ Ich beobachtete den Raumgleiter mit einer gewissen Skepsis. Natürlich wusste ich, wen Jean-Pierre mit Lord Ökonomikus meinte. Allerdings gab es diesen Lord Ökonomikus ja nicht wirklich, sondern ich war beim Schauen des zweiten Vorlesungsvideos eingeschlafen und hatte das alles nur geträumt… oder etwa doch nicht!?“ – „Ja null!?“ hörte ich hinter mir PersPsych ausrufen. Ich erkannte sofort, was er meinte, da sich das inzwischen gelandete Raumschiff öffnete und eine Gestalt in schwarzem Kapuzenmantel ausstieg und souverän auf das House of Orchideen schritt. Die als dunkler Lord Ökonomikus bezeichnete Gesalt wurde außerdem von vier weiteren, weiblich aussehenden Gefährtinnen begleitet, die ebenfalls in Kapuzenmänteln verhüllt waren und ihm ins House of Orchideen folgten. Ich eilte wieder zurück ins House of Orchideen, in dem PD HJS und die Blumates weiter über inkonsistente Präferenzen referierten: „Einschätzungen von Optionen sind […] nicht unabhängig voneinander. Ich muss […] ein Gefühl dafür bekommen, was die Abstände […] bedeuten. Wenn ich nicht weiß, ob 1 Gigahertz mehr Geschwindigkeit […] ein bisschen mehr Nutzen bringt oder […] sehr viel mehr Nutzen stiftet, wird die Einschätzung sich ändern, wenn verschiedene Optionen zum Vergleich hinzugenommen werden […] Wenn ich zum Beispiel nur zwei Optionen betrachte, kann sich meine Einschätzung ändern, wenn ich eine dritte […] Option hinzunehme und dadurch ein besseres Gefühl für die Abstände bekomme. Ist der Abstand der neu hinzugekommen Option vergleichbar oder offenbart sich dadurch eine gewisse Extremness.“
Ich war gerade in das House of Orchideen gestürmt und warnte die Blumates: „Hört mal alle her: Da draußen ist gerade so ein Typ namens Dunkler Lord Ökonomikus in schwarzem Kapuzenmantel aus dem Weltall gelandet und in Begleitung von vier übelst scharf aussehenden Blumates auf dem Weg, um hier die Fetzen fliegen zu lassen!“ Die Blumates kreitschen euphorisch und voller Begeisterung und chateten:
„Vier sind scharf – wir sind bereit,
Blumates feiern jederzeit!
Lord Ökonomikus, komm herein –
im House of Orchideen soll Party sein!“
Ich bemerkte zu spät, dass meine Warnung nicht ganz eindeutig zu verstehen war und ergänzte, dass wir sofort flüchten müssten, doch die Chants der Blumates waren inzwischen viel zu laut und bevor ich erneut warnen konnte, standen die fünf schwarz verhüllten Gestalten auch schon im House of Orchideen. Die Blumates jubelten und applaudierten laut und riefen: „Ökonomikus, Girls und Macht – Blumates feiern durch die Nacht!“ Lord Ökonomikus blieb auf dem Weg durch die Tanzfläche etwas irittiert stehen und schaute zurück zu seinen Begleiterinnen. Lord Ökonomikus erlebte üblicherweise Erfurcht und Angst an den Orten, die er besuchte, aber eine solch feiernde Crowd während seines Auftritts hatte er bisher in keinem anderen Universum erlebt. Er beriet sich daher kurz mit seinen Begleiterinnen und als er schließlich nickte machten sich die Gruppe unter dem anhaltenden Jubel der Blumates auf dem Weg zur Bühne. Der dunkle Lord nahm das Mikrophon entgegen und fragte die Blumates: „Wisst ihr eigentlich… wer ich bin?“ Der Jubel der Blumates wurde noch lauter und es gab weitere Chants: „Ökonomikus! Ökonomikus!“ Ich bemerkte, dass nur wenige Blumates den Ernst der Lage verstanden, nämlich PersPsych, Herbert und natürlich PD HJS, die dem dunklen Lord zwar nie begegnet waren, aber zumindest in meinem Traum mit der dunklen Seite des Saftes zutun hatten. Alle anderen Blumates vermuteten offenbar, dass dieser Auftritt zur Show im House of Orchideen gehörte. Der dunkle Lord sprach weiter: „Das ist nicht falsch – einige nennen mich Lord Ökonomikus! Ihr habt mich aber soeben unter einem meiner anderen Namen herbeigerufen… und dieser lautet …. die Verlustaversion!“ Dabei streifte sich der dunkle Lord den Kapuzenmantel ab und zeigte seine wahre Gestalt, die tatsächlich eine gewisse Ähnlichkeit zum Homo Ökonomikus Uncle Dagobert hatte, sich jedoch deutlich von ihm unterschied.
Die Blumates jubelten der Verlustaversion weiter zu und einige riefen sogar: „Kein Gewinn ohne Preis, kein Handel ohne Schmerz – Verlustaversion, du bist unser Herz!“ Die Verlustaversion zeigte sich weiterhin etwas irritiert über zuviel Zustimmung und blickte nach einiger Zeit etwas ratlos in Richtung des Chairmans, auch um ihm zu signalisieren, er möge die Vorlesung nun fortsetzen. PD HJS sprach daher unbeirrt weiter: „Wir fangen mit einem Beispiel aus dem Textbuch an. Wir sagen, es gibt eine Person Anna und wir wollen das Kaufverhalten von Anna analysieren. Und wie machen wir das? Wir schauen uns einmal an, wie Anna ihr Müsli im Supermarkt kauft. Anna steht vor der Entscheidung im Supermarkt ein Müsli zu kaufen, sie will ein neues Müsli ausprobieren.“ Die Verlustaversion hatte inzwischen meinen Platz an der Technik eingenommen und bearbeitete die Playlist um einen ganz bestimmten Song zu starten, während die vier Begleiterinnen nun die Bühne betraten und sich auf dem Weg dorthin ihrer dunklen Kapuzenmäntel entledigten. Die vier Mädchen erinnerten mich stark an eine recht bekannte Girlgroup, die etwa ab Mitte der 1990er Jahre sehr bekannt geworden war. Allerdings stellten sich diese vier Mädchen im House of Orchideen als die sog. The mueslie girls vor. Die Mädchen begannen im Takt der Musik zu tanzen und abwechselnd zu singen:
🎶„Yo, I’ll tell you what I want, what I really, really want“ -„So tell me what you want, what you really, really want“ – „I’ll tell you what I want, what I really, really want“ – „So tell me what you want, what you really, really want“🎶
Die Blumates waren voll geflashed von der unerwarteten Power der Muesli girls und prosteten ihnen ihre Mango Maracuja Saftgläser zu oder tanzten heftigst mit den Gesangseinladen.
🎶„I wanna, (ha) I wanna, (ha) I wanna, (ha) I wanna, (ha)
I wanna really, really, really wanna zigazig ah“🎶
Während das House of Orchideen weiter zu den muesli girls feierten und dem Anschein nach eine Art schönster Abend des Lebens entstand, schweife mein Blick mit einer gewissen Besorgnis zur Verlustaversion, der jedoch offenbar gerade nichts düsteres im Sinne hatte, sondern sich inzwischen mit der die Blumates mischte, einige High-Fives verteilte und auf der Fläche sogar Square-Dance-Einlagen performte, die vom Umfeld laut mit „Aversion! Aversion“ bejubelt wurden. Ich war für einen Moment beruhigt und hörte weiter dem Gesang der Mädchen auf der Bühne zu:
🎶“If you want my muesli, forget my past
If you wanna get with me, better make it fast
Now don’t go wasting my precious time
Get your act together we could be just fine“🎶
Während ich die Situation auf und vor der Bühne weiter beobachtete, war ich Herbert Simon begegnet, der gerade mit Emo Botanika in Kontakt war und mit ihr dieses neue blumPhone Pro Max bewunderte. Ich fragte ihn: „Bin ich der einzige, der hier Bedenken aufgrund der Verlustaversion hat?“ Herbert schaute noch einmal prüfend in Richtung des dunklen Lords und entgegnete beschwichtigend: „Ich glaube heute möchten nur alle ihre inkonsistenten Präferenzen feiern!“ Daraufhin wandte sich Herbert wieder Emo und ihrer neuen Kamera zu und ihr hörte den muesli girls weiter zu:
🎶“If you wanna get my muesli, you gotta get with my friends
(Gotta get with my friends)
Make it last forever, friendship never ends
If you wanna get my muesli, you have got to give
Taking is too easy, but that’s the way it is!“🎶
Das House of Orchideen feierte den Song der muesli girls exzessiv und es folgte minutenlanger Applaus und Jubel. Der Chairman hatte inzwischen in der Menge der feiernden Blumates eine Freiwillige gefunden, die sich zur Analyse ihres Kaufverhaltens bereitstellte und außerdem Anna hieß. So stellte sich Anna nun auf die Bühne zu den vier mueslie girls und PD HJS erklärte: „In die engere Auswahl kommt Produkt A, B, C und D. A ist Nutty, B ist Honey, C ist Budget und D Superior. Nutty ist, das erahnen Sie schon, die Nussvariante für Menschen, die besonders gerne Nüsse essen.“ Eines der muesli girls schien auf den Namen Nutty zu hören und stellte sich mit der Nussvariante eines Müsliproduktes in die Mitte der Bühne, um sich vorzustellen und weiteren Applaus von den Blumates zu erfahren.
„Honey ist natürlich auch klar, da hat man die Extranote an Honig für die Menschen, die gerne Honig essen.“ Dabei bewegte sich nun das muesli girl Honey zur Mitte der Bühne und hielt ebenfalls – unter dem Jubel der Blumates – ihr Müsliprodukt in die Höhe.
„Budget, das ist die No-Name-Marke, die günstigste Option.“ Das dritte Mädchen, Budget, schien sich recht unkompliziert zu geben und trat kurz hervor, um ihr Müsliprodukt für einen kurzen Augenblick in die Höhe zu halten. Entsprechend lies sie wenig Raum für ein paar Publikumsreaktionen. Die Verlustaversion befand sich noch immer in den hinteren Reihen, um mit einigen zu Mango Maracuja Saft anzustoßen und rief von dort: „Mehr Applaus, das Produkt ist leicht zu haben!“ Und natürlich gab es auch für Budget ordentlich Applaus und Jubel.
„Und Superior, das ist dann die Lifestyle-Supermarke, die absolute Luxusmarke für die Müsli-Enthusiasten.“ Schließlich trat das vierte Mädchen, Superior, hervor. Diese musste ihre Müslisorte selbstverständlich nicht selber tragen, sondern es wurde von jemanden aus der Crew gebracht und auf einer Art Säule ansprechend präsentiert. Dabei verneigte sich Superior vor den Blumates und erntete von den vielen Müsli-Enthhusiastinnen aus den Reihen der Blumates ordentlich Applaus.
Nun war es Zeit das Experiment zu beginnen und Anna durfte nun zu den vier Mädchen hervortreten, um sich eine Müslisorte auszusuchen. Dabei teilte sie den Anwesenden ihre Gedanken mit: „Okay, wir kennen […] die Preise der verschiedenen Optionen. Wir haben außerdem Geschmackspunkte, die meine Präferenzen widergeben […] Auch zur Gesundheit gibt es eine Einschätzung. Der Gesamtnutzen kann dann über die Formel am unteren Rand der Folie berechnet werden […] Das Ergebnis sehen Sie ganz hinten in der letzten Spalte. Für jede Option […] wird berechnet, welcher Gesamtnutzen entsteht, wenn man all diese drei Eigenschaften mit einbezieht. Wenn wir jetzt annehmen, dass ich im Supermarkt vor dem Regal stehe, den Taschenrechner herausziehe und für jede Option einmal den Gesamtnutzen berechne, dann komme ich tatsächlich auf das Ergebnis, dass ich Option B (Honey) kaufen sollte!“ Anna bewegte sich daher lächelnd auf Honey zu, um das Müsliprodukt entgegegenzunehmen und mit ihr unter dem Jubel der Blumates von der Bühne zu treten.
Nun trat der Chairman wieder vor und erklärte: „Das ist ein nettes Konstrukt, das nutzenmaximierendes Verhalten besonders einfach modellierbar macht. In der Realität funktioniert die Entscheidungsfindung so aber nicht […] Wie sieht es in der Realität aus?“ Honey nahm wieder ihren Platz auf der Bühne ein und Anna stand erneut vor der Wahl ihres Müsliprodukts und erklärte ihre Gedanken: „Ich haben zwei Hände, also greifen ich einfach mal zwei Produkte aus dem Regal. Nutty, da ist wahrscheinlich ein Eichhörnchen drauf, was mich dazu bewegt, dieses Produkt rauszunehmen. Honey, da ist ja wahrscheinlich eine Biene drauf und ja, auch das ist ein gewisses Signal, was die Blumate anzieht.“ Anna ergriff die Hände von Nutty und Honey und zog die beiden Mädchen ein Stück näher zu sich heran und erklärte weiter:
„Nutty kostet 3 Euro, Honey 4 Euro, also Nutty ist im Vergleich Kategorie ‚positiv‘. Es ist günstiger und ich kann mir beispielsweise noch einen Kaugummi dazu kaufen. Geschmack: Nüsse mag ich […] nicht so gern wie Honig. Das erkennt man an den Geschmackspunkten. […] Der Geschmackswert bei Honey ist für mich höher. […] Die Gesundheitswerte sind beide in Ordnung.“ Anna drehte sich zum Publikum um und zuckte mit den Schultern, um zu sagen: „Honey ist ein bisschen teurer als Nutty, schmeckt aber auch ein bisschen besser. Gesundheitskriterium hilft auch nicht weiter, wir haben hier ein Problem.“ Anna überlegte kurz und schlug vor, einfach mit beiden Mädchen die Bühne zu verlassen. Der Chairman machte einen anderen Vorschlag und erklärte: „Wir haben hier einen Trade-off […] Es gibt zwei gegenläufige Eigenschaften zu diesen zwei Produkten […] Wir können aber weitere Optionen hinzunehmen. […] Wenn wir eine dritte Option hinzunehmen, dann erhöhen wir die Detailwahrnehmung, und Unterschiede zwischen den Optionen, […] werden klarer. […] Wir haben den Trade-off zwischen A und B und wir fügen jetzt Kontrast hinzu, indem wir Option D reinnehmen. Das ist mein Kontrastmittel Superior“.
Anna stand also wieder vor den vier Mädchen und hatte bereits Nutty und Honey zu sich herangezogen. Als nächstes ergriff sie die Hand von Superior und teilte ihre Gedanken mit: „Honey ist günstiger ist als Superior. Gedanklich wird aus dem ’negativ‘ jetzt ein ‚positiv‘. Weil Honey immerhin noch günstiger ist als Superior […] Superior kostet zwar mehr Geld, bringt aber geschmacklich keinen wirklich großen Vorteil […] Wenn ich jetzt zähle, dann hätte ich bei Nutty einmal ’negativ‘, bei Honey habe ich zweimal ‚positiv‘, und bei Superior habe ich einmal ’negativ‘ und […] im Vergleich zu Nutty einmal ‚positiv‘. Aber Honey fällt mit zweimal ‚positiv‘ besonders positiv auf.“ Anna wollte nun erneut mit Honey zur Bar verschwinden, bemerkte aber, dass der Chairman eine weitere Runde des Experimentes durchführte: „Wie sieht es aus, wenn ich stattdessen Option C hinzunehme? […] Was passiert jetzt?“
Superior trat einen Schritt zurück, während Nutty und Honey Annas Entscheidung erwarteten. Anna ergriff nun die Hand von Budget und teilte erneut ihre Gedanken: „Der Qualitäts-Trade-off von Honey erscheint schlechter […] Honey ist nicht nur teurer als Nutty, Honey ist auch viel teurer als Budget […] Das heißt, Nutty wird einmal positiv gegenüber Budget bewertet, weil Nutty einen höheren Geschmackspunkt hat. Nutty ist außerdem günstiger als Honey […] Nutty ist zweimal positiv.“
Anna war etwas verwirrt, dass sie sich widererwarten für Nutty entschied und der Chairman erklärte daher: „Wichtig ist, dass dieses Ergebnis durch die Hinzunahme eines dritten Gutes herbeigeführt wurde und dass man dadurch eine andere Einschätzung im Vergleich zu allen bisherigen Lösungen bekommt. Wenn wir diese einfache Heuristik verwenden, dann ist Nutty der Sieger. Nach den Nutzenniveaus beurteilt wäre das nicht so. Also je nachdem, welches Gut Sie hinzunehmen, bekommen Sie unterschiedliche Ergebnisse.“
Anna wirkte von den Experimenten inzwischen etwas mitgenommen und erklärte: „Ich habe jetzt erstmal genug von Müsli und möchte an die Bar und Mango Maracuja Saft trinken!“ Die Blumates jubelten Anna zum geglückten Experiment zu und riefen: „Anna, du hast’s geschafft – nun gönn dir Mango-Maracuja-Saft!“. Anna verbeugte sich vor den Blumates und rief den muesli girls einladend zu: „Kommt ihr mit? Es ist noch bestimmt genug Saft übrig!“ Die vier muesli girls lächelten Anna zustimmend an und folgten ihr den Weg von der Bühne in Richtung Bar. Aus den hinteren Reihen der Blumates folgte jedoch abrupt ein Einwand der Verlustaversion:“Moment!“ Die Verlustaversion löste sich aus der Menge heraus und schritt entschlossen auf Anna zu und erklärte recht fordernd: „Du kannst nicht mit meinen Mädchen zur Bar gehen!“ Annas Blick wirkte iritiert und sie wusste in diesem Moment nicht, was sie antworten sollte und die Verlustaversion erklärte weiter: „Nicht ohne mich im Background Contrast Contest geschlagen zu haben!“
Annas Blick wiederholte weiterhin unsicher dreinblickend: „Background Contrast Contest?“ und sie schaute in Richtung des Chairmans, der ihr zunickte und erklärte: „In dem vorherigen Beispiel ging es ja darum, dass wir eine dritte Option hinzugenommen haben. Der direkte Vergleich dreier Optionen erzeugt zusätzlichen Kontrast, der widersprüchliche Einschätzungen aufheben kann. Was beim Hinzufügen von Hintergrund-Kontrast gemacht wird, ist eine eher unbewusste Beeinflussung, und zwar über Informationen, die man im Vorfeld den entscheidenden Personen gibt.“
Die Verlustaversion hatte sich inzwischen auf die Bühne neben PD HJS gestellt und Anna folgte der Verlustaversion, ohne wirklich zu verstehen, wie so ein ‚Background Contrast Contest‘ ablaufen würde. Die vier muesli girls hatten aber offenbar tatsächlich Lust sich von Anna auf einen Mango Maracuja Saft einladen zu lassen und stellte sich wieder zur ihr auf die Bühne, um sie beim ‚Background Contrast Contest‘ zu unterstützten. PD HJS hatte nun die Aufgabe, einen fairen ‚Background Contrast Contest‘ zwischen der Verlustaversion und Anna zu veranstalten. Dazu erklärte er: „Man macht ein kleines Experiment und gibt den Blumates die Wahl zwischen verschiedenen Optionen: Wie viel Cash und wie viele Coupons kann man bekommen? […] Ein ähnliches Experiment wird mit einer anderen Gruppe von Blumates durchgeführt […] Der Unterschied besteht darin, dass diese beiden Gruppen unterschiedlich beeinflusst wurden.“
Damit der Background Contrast Contest stattfinden konnte, wurden die Blumates von den muesli girls in etwa vier gleichgroße Gruppen eingeteilt, die sich vor der Bühne aufreihten. Dabei stellte sich Nutty auf die äußere linke Seite der Bühne und vertrat die erste Gruppe, die sich B1 nannte. Honey stellte sich zur zweiten Gruppen B2 direkt daneben. Danach folgte Budget die vor der B3 Gruppe stand und ganz außen war Superior, die sich natürlich vor der B4 Gruppe stellte.
In der Zwischenzeit hatte der Chairman PD HJS in der Mitte der Bühne ein Gerät aufgebaut, um die Lautstärker der einzelnen Gruppe zu messen, das sog. Echo der Orchideen. Dann konnte der Background Contrast Contest endlich beginnen. Die Verlustaversion eröffnete den Contest ein und sprach zur B1 Gruppe: „Was wollen Sie lieber? Wollen Sie 47 Millies und 5 Coupons, oder wollen Sie 37 Millis und 6 Coupons?“ Dabei streckte Nutty ein Schild mit der Aufschrift „1 Coupon = 15 M“ in die Hühe. Die Blumates der B1 Gruppe riefen nun so laut sie konnten ihre Entscheidung aus und PD HJS verkündete das Ergebnis: „47% möchten 5 Coupons, 53% möchten 6 Coupons!“
Die Verlustaversion grinste Anna überlegen an, die sich wenig beindrucken lies und sich zur B2 Gruppe bei Honey aufstellte. Sie rief den Blumates der B2 Gruppe die gleiche Frage zu: „Möchtet ihr 47 Millis und 5 Coupons oder 37 Millis und 6 Coupons?“ Honey hatte ebenfalls ein Schild umgedreht, auf diesem stand: „1 Coupon = 5M“. Obwohl die Blumates mit Anna durchaus sympathisierten, verhielten sich diese, da es um Business ging sehr rational. Dies tat der Lautstärke im House of Orchideen keinen Abbruch und das Echo der Orchideen lief bei der Messung der Lautstärke bereits heiß. PD HJS verkündete erneut das Ergebnis: „77% möchten 5 Coupons, 33% möchten 6 Coupons!“
Die Verlustaversion lachte bei diesem Ergebnis und Anna fragte Honey unsicher, wie dieses Ergebnis zu werten ist. Honey rief ihr hastig ein „Keine Sorge!“ zu, denn das Experiment ging sofort weiter. Die Verlustaversion stellte sich nun zur B3 Gruppe und rief recht siegessicher: „Wollen Sie 77 Millies und 5 Coupons, oder wollen Sie 67 Millis und 6 Coupons?“ Budget zeigte ebenfalls ein Schild mit der Aufschrift: „1 Coupon=15M“. Erneut wurden die lauten Rufe der Blumates mit dem Echo der Orchideen gemessen und der Chairman verkündete: „47% möchten 5 Coupons, 53% möchten sechs Coupons!“
Anna wusste weiterhin nicht so wirklich, was dieser Background Contrast Contest bringen sollte, aber wollte es noch zu Ende führen und stellte sich nun zur P4 Gruppe bei Superior, um folgende Frage zu stellen „Möchtet ihr 77 Millis und 5 Coupons oder 67 Millis und 6 Coupons?“ Budget zeigte den Couponwert „1 Coupon = 5M“ an. Die Blumates gaben noch einmal alles und riefen ihre Entscheidungen extrem laut in das Echo of Orchideen, sodass der Chairman schließlich verkündete: „69% möchten 5 Coupons, 31% möchten 6 Coupons!“
Die Verlustaversion stellte sich überlegen wirkend auf und klopfte sich selbst auf die Schulter, während der Chairman die Schilder der vier muesli girls begutachtete. Dann verkündete er: „Die Siegerin ist Anna!“ Die Verlustaversion erstarrte für einen Moment, runzelte die Stirn und bewegte sich verdächtig auf die vier Mädchen zu, um ebenfalls einen Blick auf die Schilder zu werfen. Wie von ihm befüchtet, zeigten die Schilder völlig andere Couponwerte, als die, die er im Vorfeld angeordnet hatte, woraufhin er den muesli girls nacheinander vorwurfsvolle Blicke zuwarf, denen sie jedoch standhielten. Honey winke der Verlustaversion sogar noch recht spottend zu. Der Verlustversion bleib daher keine andere Wahl als Anna respektvoll anzusehen und ihr mitzuteilen: „Dann hast du tatsächlich die Verlustaversion geschlagen!“ Die Blumates jubelten ihr darauf zu und chateten: „Tradeoffs gemeistert, Aversion bezwungen – Anna hat den Sieg errungen!“
Ich behielt während des gesamten Background Contrast Contests die Verlustaversion aufmerksam im Blick und vermutete weiterhin nichts Gutes…. Es hatten im Verlauf des Abends noch viele weitere Blumates den Weg ins House of Orchideen gefunden und ich suchte in der Menge nach meinen Verbündeten. Zuletzt sah ich PersPsych längere Zeit mit Barknosia sprechen, die zur Crew gehörte und an der Bar den Mango Maracuja Saft ausschenkte. Ob er sich immernoch dort aufhielt war in diesem Moment unklar, da eine größere Gruppe von Blumates Anna und den muesli girls zur Bar gefolgt waren. Herbert war anscheinend ebenfalls mit Emo Botanika unterwegs und nicht aufzufinden. Die Blumates in meinem Umfeld wirkten von der Vorlesung mitgerissen und wähnten den Auftritt der Verlustaversion als Teil davon zu erleben. Abwartend und hoffend auf einen reibungslosen Abschluss des Abends bewegte ich mich zurück zu meinem Notebookplatz und trat dort eine Blumate an, die recht unbeirrt vom Geschehen hastig einige Tasten auf einem Taschenrechner tippte um Zahlen und Herleitungen in ihr Aufgabenheft zu schreiben. „Entschuldigung, ich müsste mal wieder an mein Notebook, sonst geht die Vorlesung nicht weiter!“ Die Blumate wirkte etwas zu sehr fokussiert und reagierte nach kurzem Zögern: „Ich weiß immer nicht, an welchem Tag ich meine Hausaufgaben machen soll und ich erhoffe mir, bald etwas darüber zu erfahren!“ Sie beeilte sich, ihr aktuelles Rechenproblem zu lösen und klappte bald anstandlos ihr Aufgabenheft zu und packte alles in ihre Tasche, um meinen Platz freizugeben. Sie schaute mich noch einmal nüchten wirkend an, wohl um sich zu vergewissern, ob es für mich in Ordnung war, dass sie meinen Platz nutzte und sie merkte an: „Irgendwie schätze ich diese sog. Verlustaversion nicht als jemanden ein, die den Verlust eines Background Contrast Contests locker wegsteckt!“ Ich staunte über ihre Auffassungsgabe nicht schlecht, wo doch nahezu das gesamte House of Orchideen am feiern war und nickte ihr vorsichtig zu.
Die Blumate, die auf den Namen Lilli hörte, richtete ihren Blick zurück zur Bühne und wir verfolgten die Vorlesung von PD HJS weiter: „Durch Erhöhung des Kontrasts verschwindet die Unklarheit und es zeichnet sich ein klares Bild für die Entscheidenden ab. Bei gegenläufigen Eigenschaften ist häufig die Kompromisslösung besser. […] In der Regel sind es natürlich die Kosten, die uns einschränken. Aber das gilt nicht für alle Individuen. Der Homo oeconomicus würde vermutlich tatsächlich genauso vorgehen und sagen: Kosten sind mir wichtiger als die Qualität. Die ‚Extremness Aversion‚-Hypothese ist eine weitere Verzerrung, die der Kontrast-Hypothese sehr ähnlich ist.“ Die Verlustaversion hatte sich zwischenzeitlich wieder in den schwarzen Kapuzenmantel gehüllt und schritt mit einem Mikrophon auf die Bühne und unterbrach den Chairman mit einer scharfklingenden Frage: „Extremness Aversion!?“
Der Chairman widerstand dem vorwurfsvollem Blick der Verlustaversion und merkte an: „Bei der Extremness Aversion Hypothese geht es im nächsten Schritt tatsächlich um die Verlustaversion, beziehungsweise die Tatsache, dass Negatives häufig stärker gewichtet wird als Positives. Und wenn das der Fall ist, dann sagt uns diese Extremness Aversion Hypothese, dass besonders krasse Unterschiede eigentlich vermieden werden sollten. […] In der Regel kommen wir auch auf Kompromisslösungen, es kann aber manchmal auch zu Randlösungen kommen. Das wird dann als Polarisierung bezeichnet. Dieses Ergebnis ist letztlich zurückzuführen auf die Verlustaversion.“ Die Verlustaversion streckte den Finger auf den Chairman und rief triumphierend aus: „Aha! Die Verlustaversion! Und wo ist dieser sogenannte Homo oeconomicus jetzt!?“ – „Ich bin hier!“ rief jemand inmitten aus der Menge der Blumates heraus in bewegte auf die Bühne zu. Es war tatsächlich Uncle Dagobert – der homo oeconomicus. Ich erinnerte mich an die Auftritte aus den ersten beiden Vorlesungen und war beruhigt, dass dieser der Verlustaversion die Stirn bieten wollte. Uncle Dagobert behielt etwas Abstand zur Verlustaversion und stellte sich auf die äußere linke Seite der Bühne, während die Verlustaversion weit rechts stehen blieb und Uncle Dagobert finster betrachtete. Der Chairman hielt sich in der Mitte auf, so als wollte er zwischen den beiden Kontrahenten vermitteln. Für einen kurzen Moment war es still im House of Orchideen und die beiden sahen sich herausfordernd an. Bevor die Verlustaversion etwas sagen konnte, streckte Uncle Dagobert seine Gucci-Tasche in die Höhe, um diese wie ein Statussymbol den Blumates zu präsentieren und in diesem Moment wurde der Jubel im House of Orchideen ohrenbetäubend laut und es folgten Chants: „Uncle Dagobert! Uncle Dagobert!“ Die Verlustaversion wurde aufgrund der Reaktionen, die Uncle Dagobert gezogen hatte immer zorniger und forderte ihn schließlich heraus: „Lass uns das ein für allemal klären – hier im House of Orchideen!“ Der homo oeconomicus nahm die Herausforderung an und erklärte: „Dann ist nun die Zeit gekommen… für das Extremness Aversion Battle!“ Die Blumates applaudierten euphorisch den Dreien auf der Bühne zu, während der Chairman einige Tische auf der Bühne platzierte. Während dieser kurzen Umbaupause setzte außerdem ein seichter, fast melancholischer Song ein und Anna kehrte mit den muesli girls zurück zur Bühne und sie sangen gemeinsam zur Melodie ein paar Zeilen:
🎶Do you still remember how we used to be?
Feeling together, believing whatever
My love has said to me
Both of us were dreamers
Young blum in the sun
Felt like my savior, my spirit I gave you
We’d only just begun
Hasta mañana, always be mine
Blumates forever… I’ll be waiting
Everlasting, like the sun
Flow forever, for the moment
Ever searching for the one…🎶
Ich hörte hinter mir PersPsychs typisches „Ja Null!?“ ausrufen und drehte mich kurz herum. Barknosia wurde inzwischen wohl am Saft-Schank abgelöst und durfte den Rest der Vorlesung mitfeiern. Sie begleitete PersPsych und sie sangen ein paar Zeilen aus Blumates forever mit. Emo Botanika war ebenfalls wieder in der Nähe und stand bei Lilli um ihr ein paar Funktionen ihres neuen blumPhone Pro Max zu zeigen. Herbert Simon kannte die Funktionen wohl inzwischen und sah zu mir und fragte mich, ob ich die Extremness Aversion drauf hätte. Ich zuckte mit dem Schultern und erwiderte, dass ich die Vorlesung ebenfalls zum ersten mal sehen würde. Der Song von Anna und den muesli girls klang allmälich ab und wir widmeten uns wieder der Bühne. Auf dem Tisch in der Mitte standen drei Kartons, die offenbar Elektronikartikel enthielten. Der Chairman hatte dort außerdem wieder das Echo der Orchideen aufgebaut, offenbar um erneut ein Stimmungsbild im House of Orchideen einzufangen. An den äußeren Plätzen, an denen die Verlustaversion sowie Uncle Dagobert standen, waren jeweils ein DJ Pult errichtet, welche offenbar nicht komplettiert wurde. In dem Extremness Aversion Battle ging es nun darum, aus einem Set aus drei Produkten X, Y und Z das jenige auszuwählen, welches die Stimmung im House of Orchideen maximieren würde.
Der Chairman PD HJS erklärte kurz das Extremness Aversion Battle : „Es gibt […] ein schönes Beispiel, was wir hier einmal durchgehen […] Dieses Mal sind es CD-Player. Emerson für niedrige Qualität, Sony mit mittlerer Qualität und ein Top-CD-Player von Sony. Wenn man den Blumates diese Top-Option mit hinzufügt, könnte das tatsächlich einen Einfluss auf die Entscheidung haben. Merken die Blumates, dass Qualität eigentlich das ist, was sie haben wollen? Ist der Preis dann vollkommen egal? Wollen die Blumates das Beste ohne Rücksicht auf den Preis? Wie macht man das? Auch hier wieder, indem man einfach schaut, was passiert denn, wenn ich einzelne Optionen hinzunehme.“ Lilli und Emo Botanika schauten sich in diesem Moment verdutzt an und riefen fast gleichzeitig: „Was ist denn ein CD-Player?“ Auf der Bühne schauten sich Uncle Dagobert und die Verlustaversion weiterhin herausfordernd an und lauerten jeweils auf den Zug des anderen. Der Chairman entschied, dass der Herausgeforderte das Vorrecht hatte und aus dem Set ein Produkt wählen konnte. Die Verlustaversion schlich bedächtig um den Tisch, berührte nacheinander die Kartons und blieb bei dem letzten für einen Moment stehen und nahm diesen recht siegessicher an sich und brachte diesen zu seinem DJ Pult. Der Homo oeconomicus wählte daraufhin aus dem verbleibenden Set in seiner typischen Lichtgeschwindigkeit seinen Karton und begab sich ebenfalls zu seinem Tisch, um dort das Musik-Setup zu vervollständigen.
Damit das Extremness Aversion Battle nun starten konnte, fehlte auf der Bühne nur noch eines und das waren Tonträger, die von den müsli girls in Form ihres bekannten Albums Müsli world dargereicht und während des Battles mit Gesangs- und Tanzeinlagen supportet wurden. Hierzu hatten sich Superior und Budget entschieden, auf der Seite der Verlustaversion zu feiern, während Honey und Nutty es vorgezogen, Uncle Dagobert zu unterstützen.
Nun war alles für das Battle bereit und der Homo oeconomicus präsentierte den Tonträger Müsli world unter dem Jubel der Blumates und legte diesen in den CD-Player ein und aus den Lautsprechern erschallte ein sehr schneller, treibender Dance-Pop-Song mit Latin- und Samba-Einflüssen, welcher markant durch perkussive Trommeln, Congas und Claves, sofort eine Art Blumate/Parade-Gefühl weckte. Die beiden muesli girls Honey und Nutty setzten augenblicklich mit ihrem Gesang ein:
🎶“La la la la la la la
La la la la la la la la la
La la la la la la la“🎶
Das etwas klassisch anmutende Musikstück wurde sofort von den Blumates wiedererkannt und bejubelt und plötzlich gab es kein Zögern mehr: alle Arme oben, der ganze Saal in Bewegung, pure Ekstase!
Die Verlustaversion hielt sich noch für einen Moment auffällig zurück, dann winkte er spöttisch dem Homo oeconomicus zu und zeigte auf das Label seines CD-Players – es war das Top-Produkt von Sony – in diesem Set auch mit Z bezeichnet! „Oha!“ rief PersPsych in diesem Moment auf und ich wunderte mich, über seinen erweiterten Wortschatz. Die Verlustaversion legte nun nach und der der Song muesli up your life setzte an gleicher Stelle ein, und mit einem einzigen Knopfdruck entfaltet sich ein majestätischer Klangteppich, als würde das House of Orchideen vibrieren. Der erste Beat traf wie ein Hammerschlag, dann schwebt die Melodie makellos durch den Raum – unantastbar, kompromisslos!“ Gleichzeitig tanzten Superior und Budget und sangen abwechselnd:
🎶“When you’re feelin‘ sad and low
We will take you where you gotta go
Smilin‘, dancin‘, everything is free
All you need is positivity“🎶
Die Blumates bemerkten den Unterschied augenblicklich und immer mehr feierten zum Sound des Top-Produkts. Ich warf meinen Blick auf das Echo der Orchideen und es zeigte mit „60%/40%“ einen ganz klaren Vorteil für die Verlustaversion! Die Verlustaversion erkannte das auch und lachte Uncle Dagobert schief an und hob die Faust triumphierend in die Höhe.
„Der Homo oeconomicus hat das midline Produkt Y gewählt! Damit wird er sich hier nicht durchsetzen können!“ vermutete ich mit wachsenden Besorgnis. Die Blumates um mich herum feierten den Gesang der müsli girls, während ich weiterhin laut überlegte: „Wenn wir nicht wollen, dass sich die Verlustaversion durchsetzt, benötigen wir einen Kompromis!“ Ich drehte mich zu den anderen und bemerkte, das Herbert verstand was ich meinte und er schlug vor: „Z hat höhere Qualität, dafür jedoch auch einen höheren Preis. Z ist also gegenüber Y in dieser Eigenschaft benachteiligt […] Was passiert denn, wenn wir jetzt ein drittes Gut hinzunehmen, nämlich das Gut X?“ Die anderen Blumates rückten etwas näher, um den Vorschlag zu diskutieren: „Woher wissen wir, dass die Hinzunahme von X nicht die Popularität von Z erhöht?“ so Emo Botanika. „In dem wir die Popularität von Y relativ zu Z abgeleitet aus dem Set X, Y, Z berechnen und davon die Wahrscheinlichkeit abziehen, Z aus dem Set aus Y und Z zu wählen?“ schlug Herbert vor, während mein Kopf schon beim Klang dieses Vorschlags dröhnte. „Du meinst also, dass wir die Differenzen berechnen und anhand der Entscheidungsregeln prüfen, ob es sich um einen Kompromiss zu Y handelt?“ erkundigte sich PersPsych. „Ich bin schon dabei!“ rief Lilli, die wieder ihren Taschenrechner zur Hand nahm und die Wahrscheinlichkeiten berechnete und in ihr Aufgabenheft schrieb. Nach kurzer Zeit verkündete sie: „D_x(y) und D_z(y) sind positiv!“ während die muesli girls immernoch sangen:
🎶 „Müsli up your life – crunch it day and night!
Blumates in the house, make the choices right!
Tradeoffs, shadows, but we still survive –
Come on Orchideen, keep the hive alive!“ 🎶
Wir stürmten zur Bühne auf der noch immer die muesli girls performten und die Verlustaversion gegen Uncle Dagobert battelte. Direkt vor der Bühne stand Anna, die gerade an ihrem Glas Mango Maracuja Saft nippte. Herbert sprach sie an: „Wenn du mit den muesli girls heute noch länger feiern möchtest, dann müssen wir jetzt sofort den dritten CD-Player in Betrieb nehmen! Bist du dabei!?“ Anna überlegte nicht lange sondern folgte uns auf die Bühne, um den verbliebenen Karton auszupacken. Der Chairman verstand offenbar, dass wir in diesem Extremness Aversion Battle auf einen Kompromiss abzielten. Die Crew war sehr aufmerksam und brachte unverzüglich weiteres Equipment, um ein drittes DJ Pult aufzubauen und der dritte CD-Player Emerson mit dem Buchstaben X lies sich anstandslos anschließen und in Betrieb nehmen. Nun fehlte noch der Tonträger. Die muesli girls sangen weiterhin Zeilen aus ihrem Song muesli up your life:
🎶“La la la la la la la
La la la la la la la la la
La la la la la la la“🎶
und konnten daher in diesem Moment keine weitere CD bereitstellen. Eine solche waren für den Kompromiss jedoch erforderlich. Ich fragte einige Blumates, die vor der Bühne feierten, ob jemand eine Müsli world CD mit sich führen würde, doch ich erfuhr nur erstaunte Rückfragen darüber, wofür eine CD eigentlich gedacht war. Dann bemerkte ich, dass Anna in ihrer Tasche wühlte und tatsächlich – sie hatte offenbar zuvor an der Bar von den muesli girls ein unterschriebenes Exemplar abgestaubt und reichte dies nun dem Chairman PD HJS. Wir verliesen wieder die Bühne während der Chairman Anna ein Mikrophon reichte und die Musik startete, die genau an der richtigen Stelle einsetzte. Der Emerson CD-Player gab von sich ein schepperndes Grundrauschen und Bässe, die mehr stolperten als rollten – wie ein Taschenradio, das versucht, groß zu wirken. Dies tat der Stimmung im House of Orchideen aber keinen Abbruch, erst Recht als Annas Part einsetzte und sie im Wechsel mit den muesli girls sang:
🎶“Blum it to the left
If you’re havin‘ a good time
Crunch it to the right
If ya know that you feel fine
Blumates to the front
Ha ha (uh uh)
Go round“ 🎶
Ich beobachtete das Echo der Orchideen und erschrack zunächst, als das Produkt X mit einem niedrigen einstelligen Wert angezeigt wurde. Es dauerte einen kurzen Moment, bis die Werte von X, Y und Z langsam aufeinander reagierten. Dabei stieg Y – der CD-Player den Uncle Dagobert nutzte, schrittweise von 40% auf 48% und verharrte an dieser Position. Das Produkt Z hingegen – das Top-Produkt der Verlustaversion sankt nur langsam von 60% herab und verharrte ebenfalls bei 48%. Die Verlustaversion hatte sich den gesamten Song schon als Sieger gesehen, seine Performance gefeiert und über den Homo oeconomicus gespottet, doch nun schien es für ihn brenzlig zu werden.
Die muesli girls und Anna gaben noch einmal alles und sagen und tanzten den Refrain:
🎶 „Müsli up your life – crunch it day and night!
Blumates in the house, make the choices right!
Tradeoffs, shadows, but we still survive –
Come on Orchideen, keep the hive alive!“ 🎶
Das Echo der Orchideen zeigte noch immer beide Produkte mit 48% an. Es schien also immernoch ein kleiner Funke im House of Orchideen zu fehlen. Anna bemerkte das während ihrer Darbietung und zog mit ihrer freien Hand die muesli girls Nutty, Honey, Budget und Superior nacheinander auf die Mitte der Bühne und sie sangen mit vereinten Stimmen:
🎶“La la la la la la la
La la la la la la la la la
La la la la la la la“🎶
Das wars! Das Echo der Orchideen pendelte sich final auf die Werte 9%, 48% und 43% ein. Die Hinzugabe des Produkts X hatte die Popularität von Y erhöht und die Blumates entschieden sich mehrheitlich für Y – Uncle Dagobert! Homo oeconomicus feierte stolz den Sieg über die Verlustaversion, während diese entsetzt das DJ Pult umwarf und in Richtung Ausgang flüchtete. Die Blumates bejubelten Anna und die muesli girls und natürlich auch Uncle Dagobert und spendeten Chants wie: „Orchideen stark, Verlust gebannt – Uncle Dagobert ist unser Garant!“ und natürlich „Müsli up your life!“
Der Chairman wartete einige Zeit, bis die Chants etwas abklangen und setzte zu seinem Schlusswort an: „So, das war eine Anwendung für ‚extremeness aversion‘. Sie sollten auf jeden Fall darauf achten, dass Sie in der Lage sind, mit den Zahlen die verschiedenen Fälle zu berechnen und zu zeigen, dass eine Wanderbewegung in bestimmte Richtungen vorkommen kann. Es geht eben darum, einmal zu schauen, wie verändert sich die Einschätzung oder die Wahl von bestimmten Optionen, wenn unterschiedliche Optionen hinzufügt werden. Ja, das war’s mit der zweiten Einheit.“
Die Blumates und natürlich auch wir riefen dem Chairman zum Dank für die Vorlesung noch einige Jubelrufe:
„PD HJS – dein Schlusswort zählt,
der Kurs bestimmt, wohin’s uns wählt.
Die Blumates stehn, vereint und klar –
Chairman, du bist für uns da!“
Und damit endete so allmälich die erste Veranstaltung im House of Orchideen. Einige Blumates reichten mir zum Schluss noch einmal das Mikrophon und ich rief erneut irgendeinen quatsch hinein, in etwa: „WiPsych Universe, ihr seid ja voll im Flow!“. Aber tatsächlich war es ein guter Start für eine ganze Reihe weiterer Veranstaltungen im House of Orchideen gewesen!
Noch bis in die frühen Morgenstunden waren auch Anna und die muesli girls an der Bar um weitere Gläser Mango Maracuja Saft zu geniesen und zu singen:
🎶“Blumates forever… I’ll be waiting
Everlasting, like the sun
Flow forever, for the moment
Ever searching for the one…“🎶
Und noch etwas später … als schon die meisten Blumates das House of Orchideen verlassen hatten, da flüsterte Anna einer der muesli girls noch etwas zu: „…und schau unbedingt noch in den BluMerch-Shop!“

Schreibe einen Kommentar