Blumates of the whole WiPsych-Universe – was für ein gradioses Sommersemester 2025 wir dank unseres Modules – Einführung in die Wirtschaftspsychologie – doch haben! Ein wahrer Sommer of nebenberuflichem Science und blütenreichen Erkenntnissen!
Erst recht, weil unsere ganzen Businesspartnerinnen zur Zeit oft nicht am Start sind, sondern überall so lässige „Nicht da Bro, bin auf Sommerparty, machs dir selbst!“-Schilder aufgestellt haben. Aber wahre Blumates wissen, wo – trotz oder wegen des Sommerlochs – weiterhin Blüten treiben und echter Modulfortschritt exzessiv gefeiert wird – natürlich im one-an-only/oft-kopierten-nie-erreichten/greatest-Fokalpunkt-of-all-time: House of Orchideen!
Die letzte Party war bekanntlich etwas mehr als im üblichen Rahmen ausgeartet, denn PDW hatte noch Folien zur Vorlesung 1.2 und 1.3 im Gepäck. Aber noch bevor die Vorlesung 1.1 vollständig entrollt war, bebte das House of Orchideen im Vollblütenrausch und es schon bald gar nicht mehr an weitere Zugaben zu denken!
Die Vorlesungen wurden daher zur gewohnten Zeit nachgeholt. Zuvor, noch während eure Blumate-Crew die Veranstaltungen vorbereiteten, fasste Barknosia – auf Grundlage des in Vorlesung 1.1 gefeierten – einen Beschluss, nämlich ihr eigenes Business zu errichten, in Form eines mobilen Brezelverkaufsstands! Barknosia wechselte also von ihrer Erwerbsarbeit an der Saftbar zum mobilen Brezelverkauf und wurde dabei von den Blumates mit Rat und Tat unterstützt, wie sich auch auf der Veranstaltung schon früh zeigte, denn im House of Orchideen breitete sich der Duft frisch gebackener Brezel aus und mischte sich dem blumig-süßlichem Duft der Orchideen. Somit bildete sich eine längere Schlage am mobilen Verkaufsstand von Barknosia und die Blumates mussten nun die von der Fakultät Wiwi gelehrten Heuristiken anwenden, um bei Barknosia die Brezel mit dem höchsten Nutzenniveau auszuwählen. Während also das neue Business von Barknosia allmählich erblühte, leuchte das Blütenportal auf und PDW spawte erneut im House of Orchideen – ein Hauch von Struktur lag in der Luft – und mit ihr kam die zweite Welle: Arbeitspsychologie.
Die Blumates jubelten und klatschten zu ihrem Auftritt – soweit diese nicht die Hände mit Barknosias Brezeln voll hatten und es setzten die typischen Chants für die liebgewonnene Input-Initiatorin PDW ein: „O Arbeitspsychologie – wir öffnen uns wie Theorie!“ und schon startete PDW mit dem ersten Thema: „Was ist berufliche Leistung?“ und für einen Moment war es still im House of Orchideen. Einige ließen vor Schreck ihre Brezel fallen, andere fragten iritiert: „Beruflich? Leistung?“ Dann meldete sich eine der Blumates zu Wort, nämlich Domelina Florretto: „Ich weiß was! Wenn ich mit dem Lambo bei den Zehn-Sekunden-Rennen mitfahre … wie wird dann meine berufliche Leistung gemessen!? Messen wir meine Leistung daran, wieviele rote Ampeln ich überfahren habe? Oder wieviele Bullen ich abgehängt habe? Vielleicht auch, ob ich spät genug den Flora-NOS-Knopf gedrückt habe, also den optimalen Zeitpunkt für die Beschleunigung gewählt habe? Oder wird meine berufliche Leistung etwa daran gemessen, ob ich das Rennen tatsächlich gewinne!? (was ich natürlich immer tue, außer ich lasse euch gewinnen!)“
PDW schlug Domelina Florretto eine Definition von Markus und Schuler vor: „Wann immer Menschen ihre Arbeitskraft gegen Entgelt zur Verfügung stellen, wird von ihnen erwartet, diese im Sinne derer (z.B. Kund*innen, Klient*innen) einzusetzen, die dafür eine Gegenleistung erbringen. Im Falle von abhängig Beschäftigten besteht diese Erwartung darin, einen Beitrag zu den Zielen einer Organisation zu leisten.“ – das impliziert wohl, dass von ihr erwartet werden könnte, das Rennen zu gewinnen, sofern sie ihre Arbeitskraft gegen Entgelt zur Verfügung gestellt hätte. Vermutlich handelt es sich hier aber gar nicht um eine Erwerbsarbeit, sondern Florretto möchte einfach ihren Lambo ausfahren und sich das Preisgeld krallen! PDW wollte jedoch im House of Orchideen über berufliche Leistung sprechen und trug nun folgende Begriffe vor:
- Leistungsverhalten: das ist das Verhalten von Blumates in ihrer betrieblichen Aufgabe. Das Verhalten ist beobachtbar und messbar.
- Leistung: Beiträge zur Erreichung der Ziele der Organisation (Effektivität)
- Produktivität: Leistung in Relation zu den Kosten (Effizienz)
Wir beobachten bspw. Barknosia, die ihre Brezeln im Club verkauft. Das Leistungsverhalten ist beobachtbar und messbar. Wir sehen, wie sie den Blumates ihre Waren anbietet und bei der Auswahl hilft, das ist das Leistungsverhalten. Während der Veranstaltung hat sie bereits ihren mobilen Verkaufstand mit frischen Brezeln aufgefüllt und folglich schon einige Brezeln verkauft – das ist Leistung. Die Einnahmen Ihrer Leistungen übersteigen ihre Kosten – das ist Produktivität.
Allerdings gibt es Probleme bei der Erfassung von Leistung und Produktivität, denn diese sind abhängig von Einflüssen aus der Umwelt sowie abhängig von der zeitlichen Zurechnung, weshalb hier eine verhaltensbezogene Leistungsdefinition & -beurteilung sinnvoller wäre, als eine ergebnisbezogene. PDW versuchte dies den Blumates wie folgt zu verdeutlichen:
„Stellen sie sich vor, sie sind Brezelverkäufer und sie stehen an einem Samstagvormittag bei strahlendem Wetter mitten in der Fußgängerzone. Es gibt ganz viel Laufkundschaft und Sie werden ihre Brezeln verkaufen wie warme Semmeln. An einem verregneten Tag oder an einem Sonntag, wenn keine Laufkundschaft da ist, wird ihr Leistungsergebnis natürlich schlechter ausfallen. Und entsprechend sind das eben die Umwelteinflüsse.“
Die verhaltensbezogene Leistungsdefinition erklärte PDW dadurch, dass sich das Verhalten erst langfristig im Ergebnis widerspiegelt: „Wenn Sie sich bei ihren Brezelkunden besonders viel Zeit nehmen, um dafür zu sorgen, dass die vielleicht nächste Woche bei ihnen wieder eine Brezel kaufen. Dann kann das vielleicht sogar ihr tagesaktuelles Ergebnis schmälern, könnte sich aber langfristig wahrscheinlich positiv auf ihre Leistung auswirken!“
Barknosia erfreute sich an der Unterstützung durch die Erkenntnis-Entfalterin PDW und warf ihr eine ihrer duftenden Brezeln zu: „Das könnte zwar mein tagesaktuelles Ergebnis schmälern, aber wirkt sich bestimmt langfristig positiv auf meine Brezelverkäufe aus!“ PDW fing die gespendete Brezel geschickt auf und während sie diese kostete, teilte sie den Blumates noch zum Abschluss des Kapitels die Definition von Motowidlo mit: „Die individuelle tätigkeitsbezogene Arbeitsleistung ist die Summe der Erwartungswerte – bewertet aus der Sicht der Organisation – des Arbeitsverhaltens eines/einer Beschäftigten im jeweiligen Beurteilungszeitraum.“
Die Blumates erhoben ihre Mango-Maracuja Saftgläser und Brezeln und prosteten PDW und Barknosia zu. Während also alle im House of Orchideen ihre Brezeln genossen, baute die Blumate-Crew das Vier-Felder-Schema zur Struktur des Arbeitsverhaltens nach Nerdinger auf. Leider war die Blumate-Crew etwas im Stress und verhaltete sich auf der Fläche – während die Blumates entspannt ihre Brezeln genießen wollten – etwas rücksichtslos, als sichtbar wurde, dass das Vier-Felder-Schema falsch errichtet wurde:
„Warum steht denn jetzt ‚Ziele der Organisation schaden‚ gegenüber ‚Geltende Regeln befolgen‚ – zuviel Saft gesoffen, oder was!?“ Eines der anderen Crew-Mitglieder hatte offenbar länger keinen Saft mehr erhalten und entgegnete: „Mir wurde gesagt, ich soll das da dran kleben – alles Dienst nach Vorschrift!“ – „Aber kontraproduktiv! Also… ‚Ziele der Organisation schaden‚ muss gegenüber ‚Ziele der Organisation fördern‘ stehen, und zwar horizontal!“ – „Ay Chef, geht klar!“ und das unmotivierte Crew-Mitglied bewegte sich fast wie ein Blatt, das vergessen hat zu fallen, in Richtung des Vier-Felder-Schemas. PDW und die Blumates verfolgten das Schauspiel, während sie weiter ihre Brezeln genossen und nach etwa zehn Minuten meldete sich der Blumate-Boss erneut erbost an sein Crewmitglied: „Jetzt hängen zwar die Ziele der Orgnisation richtig, aber oben steht jetzt WTP und unten WTA! Das ist aus dem falschen Modulteil! Wie kann das sein!? Hey…ich pack das hier keine zehn Jahre mehr, nichtmal im House of Orchideen…also wirklich…..einmal mit Profis arbeiten!“ In diesem Moment kamen Lillie und der Null-Checker im House of Orchideen an und offenbar hatten sie die richtigen Schilder dabei. Lillie hielt das Schild „Geltende Regeln befolgen!“ in Höhe, während der Null-Checker stolz das Schild „Geltende Regeln verletzten!“ in Höhe hielt und mit seinem typischen „Ja null!“ die Veranstaltung begrüßte. Der Crew-Chef wirkte etwas erleichtert: „OK, ihr beiden leistet wenigstens freiwilliges Arbeitsengagement bzw. extraproduktives Arbeiten – ein Lichtblick (zwischen den Blättern!). Lillie, dein Schild setzt du bitte oben in das Vier-Felder-Schema ein, das ist extraproduktives Verhalten, das geltende Regeln befolgt – zu Neudeutsch: affiliative citizenship performance. Und Null-Checker…was soll ich sagen? So wie es aussieht, hast du dein Schild bei einer anderen Lerngruppe geklaut – gut sichtbar an deren Logo-Aufkleber. Das ist zwar auch extraproduktives Verhalten, aber eigentlich gegen die Regeln. Setze das Schild bitte trotzdem unten in das Vier-Felder-Schema ein, dein Arbeitsverhalten nennt sich übrigens: challenging citizenship performance. Danke euch!….PDW, Sie können jetzt wieder übernehmen!“
Das unmotivierte Crewmitglied wurde nun von seinem Crew-Chef zu einem guten Personalentwicklungsgespräch mit Mango-Maracuja-Saft und Brezel eingeladen, während PDW die Themen des Vier-Felder-Schemas im House of Orchideen vertiefte. Das produktiven Verhalten „beschreibt die Erfüllung der [..] übertragenen Aufgaben in einer [..] vereinbarten Qualität und Quantität.“ Um auf Barknosia zurückzukommen, wäre sie angestellt, könnte ihr produktives Verhalten hinsichtlich der Qualität ihrer Verkaufsgespräche und/oder der Quantität ihrer verkauften Brezeln vereinbart werden.
Abzugrenzen wäre das produktive Verhalten von „Dienst nach Vorschrift„, dies „bezeichnet ein Verhalten, bei dem die Beschäftigten zwar nicht abwesend vom Arbeitsplatz sind, aber [..] nur die für sie geltenden Anweisungen anwenden!“ – es handelt sich also um einen vollständigen Verzicht auf Eigeninitiative oder Engagement und dies konnte zuvor beim Aufbau des Vier-Felder-Schemas beobachtet werden.
Lillie und der Null-Checker hätten hingegen ein freiwilliges Arbeitsengagement gezeigt bzw. ein extraproduktives Verhalten. Die beiden sind noch nichtmal bei der Crew eingestellt, aber es gehört vermutlich auch nicht zur Aufgabe der Crew, die Arbeitsmaterialen zu beschaffen, sondern die Aufgabe war, diese zweckmäßig anzubringen. Das extraproduktive Verhalten ist demnach „ein produktives Verhalten, das weder aufgrund formaler Rollenvorschriften einforderbar, noch (primär) durch erwartete betriebliche Belohnungen (d.h. external) angestoßen ist.“ Dabei kann sich freiwilliges Arbeitsengagement auf drei Foki richten:
- auf andere Individuen (z. B. die Blumates im House of Orchideen),
- auf die Organisation (z. B. die Lerngruppe, das House of Orchideen, die Studierenden oder gar die Universität),
- auf die eigene Aufgabe (z. B. um die Klausur besonders gut zu bestehen)
Das kontraproduktive Arbeitsverhalten hingegen bezeichnet ‚Arbeitsverhalten, das die legitimen Interessen einer Organisation verletzt, wobei es prinzipiell die Organisation o. deren Mitglieder schädigen kann‘ und kann sich sowohl auf andere Indivuen als auch auf die Organisation richten. Es handelt sich außerdem um ein kontraproduktives Verhalten, wenn absichtliche Handlungen vorliegen und dieses Verhalten muss in der Lage sein, den Schaden zuzufügen, der Schaden muss also nicht notwendig eintreten. Dieses Verhalten muss außerdem den legitimen Interessen der Organisation entgegenstehen und nicht durch andere, legitime Interessen aufgewogen werden.
Woraufhin sich wieder Domelina Florretto zu Wort meldet: „Wenn ich beim 10-Sekunden-Rennen langsam fahre, dann verhalte ich mich kontraproduktiv, weil ich dann das Rennen nicht gewinne, also muss ich Gas geben! Aber dann werde ich womöglich von der Polizei verfolgt und angehalten, weil es ein anderes legitimes Interesse in Form von Geschwindigkeitsbegrenzungen gibt. Wenn ich also beim 10-Sekunden-Rennen langsam fahre, dann handelt es sich daher vielleicht doch wieder um produktives Verhalten? Aber im Sinne der Organisation sollte ich wohl gewinnen, also sollte ich vielleicht nur dann schnell fahren, wenn sicher ist, dass mich die Polizei nicht sieht oder einholt – dann wäre es wieder extraproduktives Verhalten, welches so ein bißchen die Regeln beugt, richtig?“ Dies wollte PDW nicht kommentiere, aber das Prinzip des kontraproduktiven Arbeitsverhaltens wurde damit wohl im House of Orchideen verstanden.
Die Party im House of Orchideen war wieder auf dem Höhepunkt und Barknosia war immernoch gut im Geschäft, denn die Blumates bekam nicht genug von ihren duftenden Brezeln und bestellten immer mehr. Nun war Barknosia schon früh auf den Beinen, um die Brezeln zu backen und wirkte zu dieser späteren Stunde recht erschöpft. PDW nahm dies zum Anlass das nächste Thema im House of Orchideen zu klären, um Barknosia etwas zur Hilfe zu eilen: „Was ist Stress?“ und lud Barknosia ein, eine kurze Pause vom Brezelverkauf einzulegen und sich ein Glas Mango Maracuja Saft bringen zu lassen. Während Barknosia den Saft zu sich nahm, erklärte PDW:
Psychische Belastung (job demands) ist die „Gesamtheit aller erfassbaren Einflüsse, die von außen auf den Menschen einwirken“ während es sich bei Psychische Beanspruchung (job strain) um „die individuellen, zeitlich unmittelbaren Auswirkungen der psychischen Belastung auf den Menschen“ handelt.
Im Fall von Barknosia meint die psychische Belastung also zunächst die Einflüsse, wie bspw. die Uhrzeit, die Stimmung der Blumates mit denen sie spricht, das Bewegen des mobilen Verkaufsstands usw. Die psychische Belastung sagt also noch nichts darüber aus, wie sich diese Einflüsse auf Barknosia auswirken. Die Psychische Beanspruchung hingegen sagt aus, wie sich diese Einflüsse auswirken, diese können interpersonell unterschiedlich sein. Beispielsweise steckt Barknosia es womöglich locker weg, zu späterer Stunde Brezeln zu verkaufen, da sie ja bis vor kurzem noch Saft ausgeschenkt hat und es gewohnt ist. Außerdem hat sie sich vorher womöglich strategisch sinnvoll ausgeruht. Also ein „Job Demand führt nicht immer zu einem Job Strain. Es hängt davon ab, wie lange dieser Job Demand wirkt, wie intensiv dieser ist, wie die Konstitution meiner Person ist und wie viele Ressourcen ich zur Verfügung habe“.
PDW wollte im House of Orchideen die Job Demands näher erläutern, um den Blumates Wahrscheinlichkeiten aufzuzeigen, welche Job demands sich negativ auswirken könnten. Dazu sind nach McGrath folgende Belastungsbereiche bekannt:
- „materiell-technischer Bereich – Demands, die unsere Tätigkeit an uns stellt bspw. technische Infrastruktur“ – bei Barknosia bspw. das Bewegen des mobilen Verkaufsstands
- sozialer Bereich – vielleicht die Interaktion mit den Blumates
- persönlicher Bereich – vielleicht die individuellen Auswirkungen der Arbeitsstunden
Es gibt, laut Schönpflug, außerdem sechs Dimensionen von Belastungen:
- nach ihrer Herkunft (z. B. Die Musik ist etwas zu laut – das ist umgebungsbedingt, Barknosia macht den Brezelverkauf allein – personenbedingt),
- nach ihrer Qualität (z. B. Nachtschicht plus neues Business und jemand will vegane Brezeln, die es nicht gibt = stärkere Belastung),
- nach den Möglichkeiten, sie zu beeinflussen (z. B. dass Blumates ständig Salz auf den Tresen krümeln, kann sie selbst beeinflussen),
- nach der Möglichkeit, ihr Auftreten vorherzusehen (z. B. der Andrang um 1 Uhr nachts ist vorhersehbar),
- nach ihrer zeitlichen Struktur (z. B. stickige Luft wenn der Club voll ist = permanente Belastung),
- nach der Art ihrer Auswirkungen (Rückenweh vom Stehen = physische Belastung, Nervenzusammenbruch, weil jemand zum 7. Mal „nur mal riechen“ will = psychische Belastung) auf die Betroffenen.
Um nun die Eingangsfrage „Was ist Stress?“ besser erklären zu können, hatte PDW eine weitere Definition mitgebracht:
- Stressoren: Faktoren, die mit hoher Wahrscheinlichkeit eine Stressreaktion auslösen
- Während Barknosia am Verkaufsstand steht, lieft plötzlich der Drucker heiß und spuckt fehlerhafte Bons aus – gleichzeitig fragt eine Blumate zum dritten Mal nach glutenfreien Brezeln, obwohl es keine gibt. Die Musik dröhnt, ihr Headset rauscht, und jemand hat den Vorratskeller abgeschlossen.
- Stressoren in dieser Szene:
- Der defekte Bon-Drucker (technischer Stressor, extern)
- Wiederholte Gästeanfragen ohne Lösungsoption (sozialer Stressor)
- Lärmbelastung durch Musik (umgebungsbedingter Stressor)
- Barknosias innerer Gedanke: „Ich krieg das nicht mehr geregelt“ (interner Stressor, kognitiv/emotional)
- Stress: ein subjektiv intensiv unangenehmer Spannungszustand, der aus der Befürchtung resultiert, dass …
- eine stark aversive,
- zeitlich nahe (oder bereits eingetretene),
- subjektiv lang andauernde Situation,
- wahrscheinlich nicht vollständig kontrollierbar ist,
- deren Vermeidung aber subjektiv wichtig erscheint.
Die Blumates lauschten den Erklärungen von PDW gespannt und so langsam fühlte sich Barknosia wieder bereit, ihre verbleibenden Brezeln unter den Gästen zu verkaufen, da die Streassreaktionen längst schon abgeklungen waren. Die Blumates spendeten daher einen kräftigen Applaus für die Darbietungen und verlangten mit einigen Chants Zugaben von PDW: „Zeig uns die Modelle! Gib uns die Kontrolle!“ Das war für PDW das erhoffte Stichwort um zunächst ein Vorläufermodell, das sogenannte Job Demand Control Modell von Karasek vorzustellen:
„Wir haben auf der einen Seite Job Demands [..] und wir haben [..] Ressourcen, […] hier Decision Latitude, also Handlungsspielraum als Ressource. […] Je nachdem wie die kombiniert werden, kann es eben dazu führen, dass eine Person bei der Arbeit Stress erlebt oder eben nicht.“
PDW bestellte noch einmal die Blumate-Crew auf die Bühne, um ein weiteres Vier-Felder-Schema zu stellen. Das Personalentwicklungsgespräch war offenbar erfolgreich, denn dieses mal waren die Schilder rechtzeitig und ordentlich angebracht und das Vier-Felder-Schema klassifizierte auf der horizontalen die Job Demands in niedrig und hoch und in der vertikalen Richtung die Decision Latitute (also der Handlungsspielraum) ebenfalls mit niedrig und hoch.
„Und nun, liebe Blumates, habe ich hier vier Begriffe: Passive Job, Low Strain Job, Active Job und High Strain Job – wer kann die hier richtig einsetzen?“ Einige Blumates schlichen sich verdächtig zu Barknosia zurück, um anscheinend den Brezelvorrat aufzufüllen. Schließlich war Domelina Florretto mal wieder mutig genug, um das Wort zu ergreifen: „Also ich habe bei meinen Rennen viel Entscheidungsspielraum und hohe Anforderungen, das muss dann ein Active Job sein. Wenn die Anforderungen niedrig wären, bspw. weil meine Mitfahrerinnen vergessen haben zu tanken, dann wäre es ein Low Strain Job. Hätte ich jedoch wenig Entscheidungsspielraum und müsste also alles so machen wie vorgegeben; also bspw. das ich nicht drifften dürfte und dass ich den Flora-NOS-Knopf gleich zu Beginn drücken müsste, dann wäre es bei niedrigen Anforderungen ein Passive Job und bei hohen Anforderungen ein High Strain Job!“
PDW nickte zufrieden und erklärte darauf aufbauend zwei Hypothesen. Die Strain Hypothese besagt, dass die Job Strains bzw. psychische Beanspruchung höher wäre, wenn die Job Demands, also die Anforderungen höher werden, bei gleichzeitig weniger Entscheidungsspielraum.
Die Active Job Hypothese hingegen besagt, das bei höherem Entscheidungsspielraum und höheren Anforderungen dies genutzt werden kann, um „an diesen Anforderungen im Prinzip zu wachsen und ihre Kompetenzen weiterzuentwickeln.“ Der Handlungsspielraum kann hier auch als Puffer zwischen Anforderung und Befinden dienen, weshalb es sich hier um eine Interpretation der Pufferhypothese handelt.
Mit dem Job-Demand-Control-Model lässt sich das Thema Stress schon gut veranschaulichen. Damit das Thema im House of Orchideen auch nachhaltig verstanden werden würde, brachte PDW einen kleinen Stapel mit Heckscheiben-Aufklebern des Vier-Felder-Schemas vom Job-Demand-Control-Model hervor und warf diese in die Menge der Blumates, die sich beinahe um diese Aufkleber rankten. Es hatte für einen Moment den Anschein, als wäre das Finale dieses Abends erreicht, doch leuchtete das Blütenportal im House of Orchideen erneut auf und es spawte zwei Überraschungsgäste auf die Bühne – es waren Bakker & Demerouti, 2007 und sie stellten PDW und den Blumates die finale Frage des Abends: „Ihr verteilt hier ja mit dem Job-Demand-Control-Model eine interessante Theorie….ihr habt aber etwas vergessen….Wo bleiben die positiven Aspekte der Arbeit?“
Auf die Frage von Bakker & Demerouti kehrte nun etwas Unruhe in das House of Orchideen ein. Barknosia durchsuchte ihren Brezelstand nach der Antwort. Domelina Florretto swipte mit dem Handy durch ihre Sammlung von Siegerfotos und machte einen ratlosen Eindruck. Die Barcrew räumte hektisch in der Bar herum, vielleicht wurden die positiven Aspekte versehentlich weggeräumt!? Die Bühnen-Crew schaute die Schilder der Vier-Felder-Schemas durch, ob die positiven Aspekte vielleicht hier einsortiert wurden. Auch die Blumates auf der Fäche schauten aufmerksam an die Wände und zur Decke des House of Orchideen, um die positiven Aspekte der Arbeit zeigen und benennen zu können.
Schließlich löste PDW die Stressreaktionen auf und erklärte Bakker & Demerouti, dass als nächstes im House of Orchideen natürlich auch das Job-Demands-Resources-Model behandelt werden würde. Bakker & Demerouti freuten sich über die Ankündigung von PDW und verliesen in Freudiger Erwartung des House of Orchideen, dass die Blumates schon bald die positiven Aspekte der Arbeit entdecken würde. Das Job-Demands-Resources-Modell unterschiedet zwischen Arbeitsanforderungen (demands) und Arbeitsressourcen. Dabei sind die Arbeitsanforderungen (demands) bspw. kognitive, körperliche oder emotionale Anforderungen, während die Arbeitsressourcen bspw. den Handlungsspielraum, die soziale Unterstützung, das Feedback oder die Lernmöglichkeiten umfassen.
Laut dem Job-Demands-Resources-Modell sind zwei Prozesse zu unterscheiden:
a) health impairment process – diese Prozesse verursachen Stress und führen zu Beeinträchtigungen – bspw. der die Anforderungen beim Brezelverkauf im House of Orchideen
b) motivational process – diese erhöhen die Motivation und führen zu Leistungssteigerungen – im House of Orchideen fliegen am Ende die Blätter, es gibt Standing Ovations – davon will Barknosia mehr
Zum krönenden Abschluss errichte die Blumate-Bühnencrew nun das vollständige Modell von Bakker und Demeruti auf. Das Modell zeigte, das hohe Arbeitsanforderungen das Stresserleben erhöhen können und die Leistung schmälern. Die Arbeitsressourcen hingegen können das Arbeitsengagement erhöhen und die Leistung steigern. Die schrägen Pfeile zeigen, dass hohe Arbeitsanforderungen durch Arbeitsressourcen ein stückweit kompensiert werden können und somit trotz hoher Arbeitsanforderungen eine hohe Leistung möglich sein könnte.
Das Job-Demands-Ressources-Modell wurde im House of Orchideen von den Blumates wild beklatscht, wie ein Drop im Theorie-Rave und genau in diesem Moment hatte Barknosia auch eine ihrer letzten Brezeln verkauft. Die Arbeitspsych-Koryphäe PDW hat also das Job Demands–Resources Model mit voller Blütenkraft entfaltet und die letzte Brezel ging an Barknosia. Die Blumates chanteten zum Abschied: „Belastung erkannt – Ressourcen gepflanzt!“
Damit war der die Vorlesung 1.2 ordentlich gefeiert und wieder endete eine ereignisreiche Nacht im House of Orchideen! Schaut unbedingt auch wieder in den Merch-Shop, es sind weitere Artikel dazu gekommen!
Vielen Dank und bis bald – im House of Orchideen!
A-Flow

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